Er hatte sogar kurz erwogen, umzukehren und sie zu anzusprechen, mit ihr in das Hotel zu gehen, sie vielleicht sogar zu fragen, ob sie sich fotografieren lassen würde, aber dann ging er doch weiter und suchte sich ein Lokal für das Abendessen. Noch während er mit Essen beschäftigt war, bedauerte er, dass er es nicht getan hatte, dass er sie nicht angesprochen hatte, denn als er zurück zu seinem Hotel ging, stand sie natürlich nicht mehr im Eingang des Imperial und jemanden fragen, sich nach ihr erkundigen, gar in dem Hotel nach ihr zu forschen, wollte er natürlich auch nicht.
Es wäre eine kleine, unbedeutende Episode geblieben, wenn er der Mexikanerin am nächsten Tag nicht wieder begegnet wäre. Dieses Mal stand sie nicht im Eingang des Imperial, sondern saß am Tresen eines Etablissements mit dem seltsamen Namen „Frühaufsteher“. Er war schon in seinem Hotel gewesen, der Tag war, wie immer, anstrengend gewesen, auch nach dem Nachtessen war er noch durch einige der nachtdunklen, dadurch aber geheimnisvollen Straßen des Milieus getigert. Jetzt taten ihm die Füße gehörig weh und er war ganz froh, sich auf das Bett legen zu können. Er wollte eigentlich nur noch duschen, ein Weilchen aus dem Fenster die Nachteulen betrachten, ein Weilchen fernsehen und dann bald einschlafen. Aber da war erstens der Durst, besser gesagt, die Lust auf ein spätes Bier, der eingelegte Matjes war wohl doch zu salzig gewesen, im Hotel gab es jedoch keine Möglichkeit eins zu kaufen und er hatte weder Lust auf Wasser noch auf einen süßen Softdrink. Und zweitens war da ein Gedanke, der sich in seinem Hirn eingenistet hatte. In solch einer Stadt, dachte er, müsste es doch möglich sein, jemanden auch noch zur späten Stunde zu finden, mit dem man ein wenig plaudern könnte. Mehr wollte er ja gar nicht, nur etwas reden und dazu ein oder zwei Bier trinken.
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