Die Zentrale hat massig Beschwerden wegen denen bekommen. Die saufen Bier, kiffen und pöbeln Passanten an. Ich bin also hingefahren, aber als ich ankam, waren schon alle weg. Jetzt auf der Rückfahrt meldet die Zentrale, dass sie wieder da seien. Kannst Du das nicht übernehmen? Ich würde jetzt gerne Schluss machen für heute!“
Kortner nickte. Er konnte ganz gut mit renitenten Halbwüchsigen. Das hatte sich hier in der Dienststelle rumgesprochen. Er versprach zum Bahnhof zu fahren, und dort nach dem Rechten zu sehen. Sein Kollege verabschiedete sich gleich, verließ rasend schnell die Wache.
„Der hat es aber eilig heute! Na ja, wahrscheinlich wartet seine neue Freundin schon auf ihn…“
Er schmunzelte, als er sah, wie der Wagen des Jüngeren vom Hof fuhr. Auf Bernd Kortner wartete momentan niemand. Er lebte allein, und außer seinem Kater, der ihn als menschlichen Dosenöffner sah, gab es niemanden in seiner Zwei- Zimmer Wohnung. Kortner ging zur Garderobe, um seine Uniformjacke anzuziehen. Nachdem er die obligate Mütze aufgesetzt hatte, verließ er die Polizeiwache. Der grün-weiße Passat stand fahrbereit auf dem Parkplatz im Hof. Der Polizist stieg hinein, steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor sprang sofort an, und Herr Kortner schlug den Weg Richtung Bahnhof ein. Es dauerte keine zehn Minuten, bis er sein Ziel erreicht hatte. Es war gegen 19 Uhr, also schon dunkel an diesem Oktoberabend. Die Luft war warm, brachte einen Rest spätsommerlicher Leichtigkeit zurück. Diese paradiesische Ruhe wurde durch lautes Geschrei zerstört. Der Polizist beschleunigte seine Schritte, näherte sich dem Ort des Geschehens. Er erkannte sie auf Anhieb!
Mia stand wild gestikulierend auf dem Bahnsteig. Die blonden Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, das stark gerötet war. Wie ihre Augen, die feurige Blitze schleuderten. Die 18-Jährige trug eine knallenge Jeans, die an den Knien nur noch aus riesigen Löchern bestand.
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