Das weiße T-Shirt trug das Konterfei von Johnny Rotten, dem Sänger der Sex Pistols. Über den schmalen Schultern hing ihre schwere Lederjacke. Mia kickte eine Bierdose in Richtung der Gleise, fiel dabei aber fast hin. Es war klar, dass sie sturzbetrunken war. Ein älteres Paar schimpfte in ihre Richtung, und ein hünenhafter Mittdreißiger packte sie an den Armen.
„So was wie Dich sollte man…“, weiter kam er nicht, da Bernd Kortner ihn von Mia weg zog. Er drehte dem Mann den Arm auf den Rücken, und sprach dabei beruhigend auf ihn ein.
„Langsam Freundchen, ganz ruhig! Du lässt das Mädchen in Ruhe, sonst kriegst Du Ärger mit mir? Hast Du mich verstanden, Kollege?“
Der Rohling nickte nur mit dem Kopf, da ihm klar war, dass er gegen den Polizisten chancenlos war. Bernd ließ ihn los, woraufhin er gleich das Weite suchte. Mia wirkte völlig weggetreten, taumelte Bernd geradezu in die Arme. Ihr Atem roch nach Zigaretten und billigem Alkohol.
Sie lallte: „Oh der Herr Polizist! Stecken Sie mich jetzt ins Gefängnis, oder verhauen Sie mich gleich hier?“
Bernd schluckte. Zu seinem Glück interpretierten die Zuhörenden Mias Aussage, als das Gebrabbel einer Betrunkenen. Der ältere Mann ereiferte sich, indem er über den Bahnsteig rief: „Ja, das wäre genau das Richtige! Solche Halbstarken hätten‘s früher gleich mit dem Stock gekriegt!!“ Seine Frau pflichtete ihm bei: „Genau, auf den Hosenboden! Das schadet so einem Früchtchen bestimmt nicht!“
Mia streckte ihnen die Zunge raus, was zu weiterer Empörung führte. Bernd stützte sie, da sie wirklich schwer schwankte. Mia lehnte ihren Kopf an seine Schulter, der ihr offensichtlich zu schwer wurde. Bernd wandte sich nun an das Ehepaar, das noch immer auf Mia schimpfte.
„Sie sehen doch, dass es ihr schlecht geht! Sie waren doch auch mal jung, oder nicht? Gehen Sie jetzt nach Hause, es gibt hier nichts mehr zu Sehen!“ Dann schleifte er Mia mit sich, dem Ausgang entgegen.
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