Miri und die Wuchtbrumme

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Miri und die Wuchtbrumme

Miri und die Wuchtbrumme

Anita Isiris

Weil es aber in alter Zeit noch kein modernes Liebesspielzeug gab, war ihm, dem Bibelfesten, keine Stelle bewusst, in der Dildos versündigt wurden. Die damaligen Erfinder des bis heute gut verkauften religiösen Machwerks hatten schlicht nicht daran gedacht, dass es nebst körperlicher Liebe zwischen Mann und Frau noch andere Spielarten geben könnte, die die Welt womöglich eines Tages aus den Angeln heben. Dildos zum Beispiel. Dass Dildos eine revolutionäre Kraft innewohnt, ist auch „modernen“ Männern nicht bewusst. Dildos machen, mit Geschick angewendet, die Männer nämlich schlicht überflüssig. Dildos sind zuverlässig und verlangen lediglich ab und zu nach einer neuen Batterie – es sei denn, sie seien solarbetrieben. Was man von Männern nicht wirklich behaupten kann. Dildos sind bei korrekter Anwendung hygienisch und übertragen keine HPV-Viren. Was schon vielen Frauen das Leben gekostet hat. Dildos sind lustig, weil sie bunt sind und der Erfinder:innenreichtum keine Grenzen kennt. Es gibt sogar welche mit einem integrierten Radio. Dildos können allerdings keine Kinder zeugen, klar. Aber dafür gibt es ja Samenbanken, Joghurtbecher und Einwegspritzen, die man nur tief genug einführen muss, damit es klappt.

Die Frage, die sich Miri und Stefan natürlich stellte, war die nach dem Spender. Wer wohl hatte ihnen diese Lustmaschine zukommen lassen? Stefan verdrängte geflissentlich den Gedanken an Miri, in der Schlafkammer auf dem Rücken liegend, mit hochgeschobenem Nachthemd, den Dildo tief in sich, den Kopf zur Seite gewandt, stöhnend, mit gerötetem Hals und geöffneten Lippen.

„Wir schliessen diese Wuchtbrumme erst mal weg“, knurrte Stefan, obwohl er am liebsten alles andere getan hätte. Aber das war er seiner Religion schuldig, fand er. Warten und Leiden und Hoffen gehört schliesslich zum wahren Glauben, so seine innere Überzeugung.

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