Miri und die Wuchtbrumme

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Miri und die Wuchtbrumme

Miri und die Wuchtbrumme

Anita Isiris

Der Frühling wollte sich noch immer nicht so richtig zeigen. Im abgelegenen Seitental, in dem Miri und Stefan, ihr Ehemann, vor einem Jahr im 1. Stock des leerstehenden Schulhauses eingezogen waren, wurde es zwar immer etwas später Frühling. Kaum ein Sonnenstrahl, der das kleine Dorf erreichte – und wenn, dann nur für ein paar wenige Stunden. Wer hier lebte, waren Alteingesessene, Menschen, die vom Leben nie viel erwartet haben und sich der Bürde der täglichen Mühsal klaglos stellten. Internet sei Dank, war das Dörfchen aber nicht von der grossen weiten Welt abgeschnitten. Somit hatten auch ein paar digitale Nomad:innen den Weg hierhin gefunden – sie wurden vom ansässigen Bauernvolk allerdings kritisch beäugt. So lange, bis Nina, die Jüngste und auch die Aktivste von ihnen, in einem weiteren leerstehenden Haus eine kleine Kneipe einrichtete. Das Material liess sie sich zum Teil liefern, zum Teil packten aber auch ihre Freund:innen kräftig mit an und trieben kleine LKWs die bröcklige Zufahrtsstrasse hoch. So kam Nina zu einem Schanktisch, einem veritablen Tresen, zu drei weiteren Tischen und zu einem ansehnlichen Arsenal an Spirituosen, Gläsern, Beistelltischen, Geschirr und allem Weiteren, was für den Betrieb einer Kneipe notwendig ist – Kühltruhe inklusive. Nina konnte mit der Zeit sogar einfache Menüs anbieten – zum Selbstkostenpreis. Ein Vermögen liess sich mit Greb, wie die kleine Kneipe genannt wurde, nicht machen. Aber die Einkehr dort diente dem Zeitvertrieb und dem sozialen Kontakt im eher verwaisten Dorf. „Greb“ war, was die Namensgebung angeht, nichts anderes als „Berg“, rückwärts buchstabiert. Darum passte „Greb“ perfekt. Rückwärts, alles hier, irgendwie.

Miri und Stefan lebten sich allmählich ganz gut ein. Die Menschen, die mit ihnen hier dieselbe Luft atmeten, das Bauernvolk und die Handwerker, hatten zwar allesamt eine raue Schale.

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