Missbraucht

Auszug

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Missbraucht

Missbraucht

Sophie Andrell

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Jedes Mal um die Zeit der Sommersonnenwende war es so weit. Mir kochten die Lenden über. So auch dieses Mal.
Ich lag mehr oder weniger entblößt im hohen Gras und hatte einen Penis zwischen den Beinen. Dieser Penis bewegte sich. Der dazu gehörende Mann stöhnte mir ins Ohr:
„Du bist so geil!“
Mir war mittlerweile alles egal. Ich bewegte mein Becken rhythmisch vor und zurück, seinen Stößen entgegen. Ich wusste nicht mal mehr, ob ich überhaupt kommen wollte oder schon gekommen war.

Später erzählten sie mir, man hätte mich ohne Höschen, nur mit einem Minirock bekleidet und mit zerrissenem Oberteil im Gebüsch gefunden.
Wie konnte das nur geschehen? Ich hoffte nur, es würden hinterher wenigstens keine peinlichen Fotos von mir im Netz kursieren.
Was denken Sie jetzt von mir? Dass ich eine Schlampe bin und es nicht besser verdient habe? Vermutlich haben Sie Recht. Ich bin eine Schlampe. Aber dass ich deswegen quasi selbst Schuld wäre an meiner Notlage, bestreite ich vehement. Schließlich leben wir im Zeitalter der „Me-too-Debatte“, nicht wahr?
Also, dass ich missbraucht wurde, kann ich nicht mal mit hundertprozentiger Gewissheit sagen, schließlich war ich zum mutmaßlichen „Tat“zeitpunkt mehr oder weniger ohnmächtig. Hatte ich mich etwa selbst ins Koma gevögelt? Auszuschließen wäre das nicht.

Gehen wir die Fakten durch. Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ein fremder Mann auf mir lag und stöhnte. So weit war der Sex wohl mehr oder weniger einvernehmlich. Danach riss der Film. War das meine Schuld? Hatte ich einfach zu viel getrunken oder waren andere Drogen im Spiel?
Ehrlich, ich würde nie irgend so ein Zeug schlucken oder schnupfen, wenn ich nicht zu hundert Prozent weiß, von wem das kommt und was da drin ist. Ich trinke auch nie bis zur Bewusstlosigkeit. Dennoch wurde ich am Morgen des 22. Juni mit zerrissenen Klamotten im Gebüsch gefunden, abgefüllt mit Sperma von mehr als einem Mann. Das hat die Laboruntersuchung inzwischen ergeben.
Inzwischen tut meine Möse auch nicht mehr weh, die Schürfwunden sind gut verheilt.

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