Kapitel 6
Langsam kommen wir in eine mir völlig fremde Gegend. Hier war ich noch nie. Aber Svea wird immer unruhiger. Nervös und voller Vorfreude rutscht sie auf dem Beifahrersitz hin und her, so als wäre die Sitzfläche plötzlich heiß geworden. Immer wieder höre ich sowas wie: Sie mal hier…, guck mal da…! Lauter Oooh’s und Aaah’s!
„Hier hat sich nicht viel verändert. Alles kommt mir so bekannt vor.“
Hier also kennt sie sich aus, hier ist ihr Zuhause.
„Biegen Sie in 100m rechts ab … biegen sie rechts ab“, befiehlt mir das Navi und führt mich auf einen befestigten Waldweg, an dessen Ende ich ein Holzhaus erkenne. Idyllisch in den Wald gebaut. Im klassisch schwedischen Stil gebaut, in typischem Weinrot angestrichen. Keine 15m dahinter erstreckt sich die dunkle Fläche eines großen Sees. An einem Steg liegt angebunden ein kleines Ruderboot, das sich leicht schaukelnd auf der Wasseroberfläche wiegt. So oder ähnlich muss das Paradies ausgesehen haben, in dem Adam und Eva die verbotene Frucht genascht haben. Mein Unterkiefer ist längst nach unten gefallen und lässt den Mund offenstehen. Ich komme aus dem Staunen nicht hinaus und kann das angemessene „Traumhaftschön!“ nicht unterdrücken.
Die Räder meines Audis hinterlassen knirschend flache Spuren im Kies der Hofeinfahrt. Ihre Eltern müssen mit ihren Nasen an der Fensterscheibe auf unsere Ankunft gewartet haben, denn schon kommen sie uns aus dem Haus winkend entgegengelaufen. Ihre Mutter hat ihr Gesicht in ihren flachen Händen verborgen.
Svea hat das Panoramadach geöffnet und sich barfuß auf den Sitz gestellt. Ab der Brust aufwärts sieht sie oben aus dem Dach und winkt freudig wild mit beiden Armen hin und her.
„Hej… hej … hej…“, höre ich sie mit tränenerstickter Stimme rufen. Das heißt ‚Hallo‘, wie ich später erfahre.
Mit dem Rolli...
schreibt Huldreich