Jetzt brauchte er einen Zettel und einen geeigneten Text. Dazu musste er nochmals nach oben auf sein Zimmer. Aus seinem Kalender riss er ein leeres Blatt heraus. Darauf schrieb er schließlich nach mehreren Fehl-Versuchen
„Claudi, dir ist kalt – wie ich gehört habe.
Das muss nicht so bleiben!
Ich biete gerne meine Wärme an.
M.“
Mit dem Zettel in der feuchten Hand ging er wieder nach unten und vor die Tür 217. Er nahm bewusst einige Atemzüge, bevor er klopfte. Leise, um nicht andere zu wecken. Alles blieb still. Das war wohl zu sanft. Er versuchte es etwas stärker. Dann meinte er ein leichtes Rascheln zu hören. Als es stärker wurde und sich Richtung Tür bewegte, schob er den Zettel durch und wartete.
Gefühlt eine Ewigkeit geschah nichts, dass er schon aufgebeben wollte.
Dann gab es ein Geräusch am Türschloss. Die Tür ging ein Stück auf. Jetzt wäre der letzte Moment zu fliehen. Max widerstand diesem Reflex und ging auf die Tür zu. Als er näherkam, ging sie so weit auf, dass er hineinschlupfen konnte. Wie auch immer - sie fiel hinter ihm ins Schloss. Er stand in einem dunklen Zimmer. Vor ihm war sicher ein Bett und Claudi.
Zunächst war es still, dann hörte er ein Atemgeräusch. Der fremde Atem ging hörbar schneller. Claudi war wohl auch schon innerlich angewärmt.
„High“ hauchte Max vorsichtig ins Dunkel. „Selber high“. Wieder Stille. „Das nenn ich ja eine außergewöhnliche Überraschung. Hörst du immer anderen zu?“ „Ne, erstens wart ihr nicht besonders leise vorhin und zweitens liegt mein Zimmer über der Terrasse“. „So, so, interessant. Was machen wir denn jetzt?“ „Na, wenn dir nicht mehr kalt ist und du meine Wärme nicht brauchst, gehe ich wieder hoch“. „Nein, nein. Dieses Blinddate im Dunkeln hat was. Ich sehe dich nicht, du siehst mich nicht. Aber ich finde schon, dass wir uns näher kennenlernen könnten“. Er spürte es körperlich, dass Claudi ihm plötzlich näher war: Er hörte ihren Atem, er meinte auch ihre Wärme zu spüren.
schöne Phantasie
schreibt michl57