Die Nacht machte sie zum Tag für die Jagd, die fortwährende Suche nach dem verlangenden Blick eines Mannes, der sich von ihr nicht mehr lösen konnte. Sie gab nicht die lockende Schüchterne, die sich ankuschelt, sie zelebrierte ihren wahren Charakter und hatte Erfolg. Und der war Selbstzweck, an dauerhaften Beziehungen verlor sie meist bald die Begeisterung. Sie lebte promiskuitiv, fast jeden Mann haben zu können, war für sie ein Lebenselexier, ja mehr noch, eine Droge. Mancher meinte, ihr eine selbstunsichere Persönlichkeit mit Profilneurose zu unterstellen zu müssen, doch das war eine grobe Fehleinschätzung. Sie war selbstbewusst und unabhängig, und wenn es diesen unglaublichen Kick gab, warum sollte sie darauf verzichten?
Ja, warum auch? Natürlich war ihr Lebenswandel bekannt. Doch diejenigen, die meinten, sie als Freiwild und williges billiges Vergnügen einzustufen zu können, zogen sich nur ihren Ärger zu und gingen aus der folgenden Abfuhr öffentlich beschädigt hervor. Sie verstand es, sich Respekt zu verschaffen und wer sie haben wollte, musste sich bemühen und benehmen. Und es war immer ihre Entscheidung. Einfach rumgekriegt hatte sie noch keiner.
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Er haßte diese Jagd. Und er war süchtig nach ihr.
Jeder weiß, es gibt diese bestimmte Art von Lokalen und mancher weiß auch, wo. An jedem dieser Orte der Begegnung herrschen spezifische Regeln. Es gibt die Treffpunkte, an denen nach wie vor klassisch-konservativ der Mann den ersten Schritt zu tun hat, immer in der Gefahr, zurückgewiesen zu werden, oder mehr noch, sich dem Spaß und Spott von Damen mit unaufrichtigen Absichten auszusetzen.
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