Monika

Geschichten vom Anfang der Sinnlichkeit

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Stayhungry

Diesem demütigenden Ritual setzte er sich nicht aus und er hatte es auch nicht unbedingt nötig. Denn mochte sein Drang noch so fordernd sein, für eine simple Triebabfuhr in derb-obszöner Begegnung war er sich schade, und die Frauen ihm auch. Er brauchte es, das Verlangen zu spüren, dazu reichte es nicht, dass sich irgendeine hergab, wenn nicht die eine, dann eben die daneben. Die Augen mussten einander zum Tanz gefordert haben, einander umschlungen und liebkost, dann war auch eine berührende Begegnung möglich und nicht nur der anonyme Kontakt von gierigem Fleisch auf und in gierigem Fleisch.

Nach den ungeschriebenen Gesetzen anderer Szenetreffs entschieden allein die weiblichen Besucher. Da dem Mann per se unterstellt wurde, es reiche die Erlaubnis, einlochen zu dürfen, um einen Erfolg zu verbuchen, war das Werben der anderen Seite üblicherweise mit erheblich weniger Aufwand verbunden. Die Damen begnügten sich meist mit einer knappen Aufforderung, mehr zustimmendes Abnicken als Einladung.

Dass er in diesem Spiel halbwegs gute Karten hatte, weil er sich gut gehalten hatte, machte es seiner Seele in dieser deprimierenden Umgebung nicht leichter. Denn das war ja zum geringsten Teil sein eigenes Verdienst, und die Grausamkeit dieser Fleischbeschau, die die Akteure auf Kriterien der Zuchtwahl für Paarung und Begattung reduzierte, wurde umso offenkundiger. Dass sich hinter mancher aufgesetzter Maske einer nimmersatten Aufreißerin dann doch eine verletzte, zarte Seele verbarrikadiert hatte, machte die Sache nicht leichter. Denn so hatte sie sich nicht eingeführt in das Ritual, und wenn erst im Spiel die Regeln geändert werden, kann es schwerlich einen einvernehmlichen Ausgang geben.

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