Sie hatte seinen Blick erwidert, und ihrer glich dem seinen, ernst, nachhaltig, kraftvoll, ohne jegliche echte oder kokettierte Scheu, aufmerksam, doch ohne Forderung und – noch – ohne Sehnsucht. Eine Zurückweisung hätte sie nicht verletzen können, denn sie suchte weder eine Schulter, um sich anzulehnen, noch einen charmanten Kavalier, der ihrer Seele schmeichelte. Ein halbherziger, mit sich ringender Bewerber war erfahrungsgemäß kein Garant einer gelungenen Liebesnacht.
Dieser nonverbale Austausch der Wünsche, Sehnsüchte und Absichten war in seiner Erfahrung die aufrichtigste und verbindlichste Art der Werbung um einander. Nur ein einziges Mal war er hierin getäuscht worden, doch letzten Endes musste die Dame sich verbiegen, als sie zu einem viel zu späten Zeitpunkt mit verfehlter Argumentation zurückruderte anstatt sich wahrhaftig zu bekennen.
Monika rauchte in einem Feuer und so bat sie ihn nicht um selbiges. Sie kam einfach auf ihn zu und fragte ihn unverblümt, ob er interessiert sei. Das war nun unstrittig eine rein rhetorische Frage, denn ihre Blicke hatten einander lange standgehalten und erkundet, und während sie ihn fragte, schmiegte sie sich an ihn und küsste ihn mit ruhig fordernder Zunge in den Mund. Gleichzeitig fuhr ihre Hand, verborgen im Schatten ihres Körpers, in seinen Schritt, weniger um sich zu vergewissern als ihm sinnlich zu versichern, dass sie sein Verlangen im wahrsten Sinne erfasst habe. Nur ein unsensibler Betrachter der Szenerie hätte dies als eine obszöne Geste, eine plumpe Anmache oder eine unverschämte Grenzüberschreitung verstehen können, denn es war nach langem Vorspiel, in dem wortlos alle Nuancen der aufeinander gerichteten und sich verbindenden Stimmungen offenbart wurden, ein konsequenter Schritt, der ihr mehr zustand als ihm.
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