Zwar hatte er jenen zarten Zug in der Stärke ihres Selbstbewußtseins vermisst, der üblicherweise die Tür zu ihm öffnete. Doch ihr Ernst und der Hauch von Härte, der ihrer Ausstrahlung innewohnte, hatten nichts von Verbitterung oder Niedergeschlagenheit. Sie wirkte geheimnisvoll und unverfälscht gleichermaßen, ihr selbstbewusster Stolz machte sie interessant und anziehend. Ihr Kuß, ihre Berührung waren ein Geschenk.
Es war wie immer, wenn er dieses uneingeschränkte Verlangen einer begehrten Frau spürte und mit sehnsüchtig erwarteter Berührung endlich auch körperlich fühlte. Dieser Moment, der Ausblicke auf kommende Freuden gewährte, bereitete unvergleichliche Glücksgefühle. Sein Blut kam in Wallung und heiße und kalte Schauer jagten über seinen Rücken, obwohl ihm schon sein diesem vorausgehender Zustand der Erregung stets als nicht steigerungsfähig vorkam, bis es endlich passierte.
Ihr schien es ähnlich zu gehen, denn ihre Nähe, ihre Zärtlichkeit, die nach außen wie beiläufige Vertrautheit wirken musste, war hitzig, kraftvoll. Hier in Eile zu geraten, hätte vieles zerstört, und das mußte nicht ausgesprochen werden. Sie flirteten, doch nicht in dieser aufgekratzten, überdrehten Art, in der die Erregung noch untauglich verborgen wird in albernem Verhalten. In gut gelauntem Ernst flüsterten sie sich spärliche, gut gewählte Komplimente zu. Es war bereits eindeutig, wie es weitergehen sollte. Einander hierin unaufgeregt zu versichern, war in hohem Maße erregend.
In dieser gemeinsamen Zeit einer langen Vorfreude beobachteten sie so manche Begegnung, in der die Akteure vordergründig schneller handelseinig wurden und so manchen sah man die Anspannung an, mit der sie die Örtlichkeit verließen und dem Ziel zustrebten. Wagemutig gaben sie und er hierzu Kommentare und Prognosen über Verlauf und Erfolg ab, so, als wüssten sie im Voraus, dass es ihnen weitaus besser ergehen würde.
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