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An einem Sonntagmorgen fuhr er mit dem Taxi durch die winkligen steilen Gassen den halben Berg nach Monte hinauf und ließ sich in einiger Entfernung vom Haus absetzen. Fünf, sechs Häuser vom Objekt seiner Begierde entfernt auf der anderen Straßenseite war ein Frühstückskaffee. Hier nahm er auf der Terrasse Platz und bestellte ein leichtes Frühstück mit Milchkaffee (Galão), Saft und gebuttertem Toast (Torada). Dazu Honiggebäck (Broas de Mel). Er war wild entschlossen so lange sitzen zu bleiben, bis sich gegenüber etwas tat. Er hatte beschlossen nicht zu klingeln, wollte nicht indiskret sein. Denn es war nicht auszuschließen, dass es dort doch einen Kerl gab.
Seine Geduld wurde belohnt. Nach etwa zweieinhalb Stunden öffnete sich die Tür. Eine Frau trat heraus, allein! Sein Herz klopfte bis zum Hals. Hastig warf er einen Schein auf den Tisch. Ein sehr großzügiges Trinkgeld, aber was soll’s. Dann strebte er so schnell als möglich, ohne zu rennen, dem Haus entgegen. Als er näher kam erkannte er, dass sie dunkle Haare hatte, allerdings nur halb lang, auch wirklich buschige Augenbrauen konnte er nicht entdecken, aber ein durchaus attraktives Gesicht und unter ihrer weißen Bluse wölbten sich vielversprechend ihre Brüste.
„Ola“, und das war es schon. Der sorgfältig zurechtgelegte Text war weg. Nicht mehr abrufbar! Und so improvisierte er, etwas stotternd. „Ja, also, … Hallo, ähh ..., ich wollte dir was sagen, also die Sache, äh, die Sache ist folgende: wenn ich mit der Cable Car nach Monte hinauffahre, also … also dann kann ich auf dein Haus herunterschauen.“
„Ach“, antwortete sie leicht spöttisch, aber nicht unfreundlich, „das ist ja ganz was Neues.“
„Äh..., ja … was Neues, also nein … natürlich nicht, … aber ich kann in dein Schlafzimmer schauen und man sieht die untere Hälfte vom Bett und … äh... wie du dich selbst liebst… So… Jetzt ist es raus! Ich dachte ich sage dir das, damit du Bescheid weißt.“
Sie grinste ihn an: „Wie, … wie ich mich selbst liebe? Wer spricht denn so? Also, du meinst, man kann vom Cable Car aussehen, wie ich es mir besorge?“
Sie schien belustigt, aber nicht beschämt. Schlagartig wurde ihm klar, dass es ihr egal war oder noch viel krasser, dass sie es darauf angelegt hatte.
Sie sprach weiter: „Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, aber danke. Und - hat es dir gefallen? Du hast dann sicher Gentleman-like sofort weggeschaut...“ Sie kicherte.
„Ja schon“, es war offensichtlich, dass er dreist log, denn jetzt musste er grinsen, „aber die anderen waren bestimmt nicht so diskret.“
„Hast du schon gefrühstückt, fragte sie, und wieder log er dreist: „Ah…, nein.“
„Dann komm, da drüben ist es lecker“. Sie wies mit dem Kopf zu dem ihm bereits bestens bekannten Lokal. Er folgte ihr und bestellte tapfer ein zweites Frühstück. Es kam doch raus, da eine der Serviererinnen nicht die Klappe halten konnte und ihn auf seinen guten Appetit ansprach. So gestand er ihr, dass er ihr „aufgelauert“ habe, um die Diskretion zu wahren.
Danke für die Rückmeldung...
schreibt Anamur
Voyeur
schreibt PKH