Morgenlauf

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Morgenlauf

Morgenlauf

Johannes Seilmann

Es war erstaunlich warm für die Jahreszeit. Obwohl es die ganze Nacht geregnet hatte und jetzt immer noch grau bewölkt war, war die Luft frisch und warm. Sie wollte ihre gewohnte Runde laufen. Zuerst durch die Felder, an den letzen Höfen vorbei, dann durch den Wald.

Die Straße war noch nass, sodass bei jedem Schritt die Schuhe Wasser hochspritzen ließ. Die Leggins war sowieso nach dem Lauf reif für die Wäsche. Auf dem ersten Stück wich sie noch den Pfützen aus. Als sie aber auf dem Feldweg angekommen war, merkte sie schnell, dass das hier den Versuch nicht mehr lohnte. Sie musste stattdessen eher aufpassen, dass sie auf dem matschigen Boden nicht ausrutschte. An Kinder musste sie denken, wie sie mit Gummistiefeln erst recht in die Pfützen sprangen, dass es spritzte. Der Gedanke ließ sie schmunzeln. Heute war es sowieso egal. Ihre Schuhe waren nach kurzer Zeit nass, ebenso die Leggins, die nun nass an ihren Beinen klebte. Eigentlich ein angenehmes Gefühl bei der Wärme. Die nasse Kleidung ließ sie die Haut spüren.
Langsam kam sie außer Atem. Und es ließ sich nicht mehr unterscheiden, ob sie nass geschwitzt war oder die Kleidung vom nassen Gras durchnässt war. Gut, dass es so warm war. Es fühlte sich so lebendig an. Gierig saugte sie die angenehme warme Luft ein.
Vor sich sah sie eine große Pfütze. Im Bruchteil einer Sekunde entschied sie sich, einfach durch zu laufen. Kurz war es kalt, dann eher eine angenehme Erfrischung. Wie unvernünftig, dachte sie und musste selbst lachen.
Eine weitere Pfütze lud zum Durchlaufen ein. Immer öfter peilte sie jetzt die Pfützen regelrecht an und machte sich einen Spaß daraus. Einmal nass, war es ein schönes Gefühl, die nasse Kleidung auf der Haut zu spüren. Und dann passierte es.
Sie wollte eine Pfütze umgehen, die ihr zu groß schien. Doch der Boden war hier besonders rutschig vom Matsch. Der Fuß glitt nach vorne weg, sie versuchte sich noch zu fangen und lag dann der Länge nach in der lehmigen Pfütze.

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