Mr. Cool

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T. D. Rosari

Bridget hatte nicht vorgehabt, sich in das Café im Zentrum der Altstadt zu setzen. Das Lokal war gutbesucht und auf den ersten Blick waren alle Tische belegt. Das war wenig überraschend, da die Tische alle in der Frühlingssonne standen und die Gäste die ersten wärmenden Strahlen nach dem grauen Winter genossen. Außerdem war Bridget schwer beladen: In der linken Hand hatte sie eine Tasche von Balmain, in der rechten ebenso. In der linken Tasche verbargen sich Overknees um schlappe 1.700 Euro. Bridget hatte diesen Kauf schon seit geraumer Zeit auf die lange Bank geschoben. Sie wolle sich wieder einmal beweisen, dass sie ihrer Luxus- und Shopping-Sucht nicht so hoffnungslos ausgeliefert war, wie ihr werter Ehemann Nate behauptete. Doch wieder einmal hatte Nate recht behalten, die Beweise dafür trug Bridget gerade durch die City.
Als Bridget an diesem Samstagvormittag in die Innenstadt gefahren war hatte sie sich vorgenommen, diese Schuhe zu kaufen und sonst nichts. Doch die Verkäuferin, das Miststück, zeigte Bridget die zu den Stiefeln passende Schultertasche. Nochmals 1.200 Euro. Es war zum Verzweifeln – denn es war noch nicht einmal 10 Uhr Vormittag und Bridget hatte fast 3.000 Euro ausgeben. Als Bridget auch diesen Köder geschluckt hatte, zauberte die sadistisch grinsende Einzelhandelskauffrau noch den passenden Gürtel und die dazugehörige Clutch hervor. Schnell waren aus 3.000 Euro 4.500 geworden und als Bridget um 10:20 die Boutique verließ - mit zwei Taschen wohlgemerkt - überkam die blonde Frau ein heftiges Schwindelgefühl. Schuldgefühle und eine beinahe erotisch anmutende Befriedigung über die erworbenen Luxusartikel versetzten Bridget in einen Zustand, der aus einem Cocktail unterschiedlichster Emotionen bestand: Da waren, wie gesagt, Schuldgefühle. Dazu mischte sich die Gier nach noch mehr Konsum und Stolz darüber, dass sie sich das alles leisten konnte.

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Gedichte auf den Leib geschrieben