Das Mädchen spürte, dass eine Entschuldigung fällig war. Sie war viel zu weit gegangen, hatte zu ihrer Mutter Dinge gesagt, die eine Tochter nie sagen sollte. Ria wusste das genau, fühlte es in ihrem Innersten. Es brach aus ihr heraus:
„Mama, es tut mir leid! Ich wollte nicht so schlimme Sachen sagen. Verzeih mir bitte, das war gemein von mir. Ich hab mich so geärgert, weil du mich einfach besuchen kamst. Bist du noch sehr böse…?“
Verena antwortete nicht gleich. Ria hatte sie schwer getroffen. Sie fand, dass es sich das Mädchen etwas zu leicht machte. Es handelte sich um ein bestimmtes Wort, das Maria benutzt hatte. Verena zitterte, als ihre Tochter sie als Schlampe beschimpfte. Ria rutschte es im Zorn raus, das war Verena völlig bewusst. Aber es saß, bohrte sich wie ein Stachel in ihre Seele hinein. Ria sollte das wissen.
„Du hast mir sehr wehgetan, Ria! Ich bin ziemlich enttäuscht von dir. Das war wirklich nicht schön!“
Maria fühlte sich schrecklich. Ihre Ma hatte ja Recht. Sie benahm sich unmöglich, hätte sie niemals so anbrüllen dürfen. Es fiel dem Mädchen nicht leicht aber sie musste jetzt einfach Farbe bekennen.
„Mama, ich hab mich beschissen benommen! Ich hab eine Strafe verdient, das weiß ich jetzt. Wenn du magst…kannst du mich übers Knie legen. Ich glaub, dass du mir gern den Po versohlen würdest. Das wäre auch die richtige Bestrafung, finde ich. Vielleicht fällt es mir dann leichter, lieber zu sein…“
Damit hatte Verena nicht gerechnet! Nie hätte sie sich vorstellen können, dass ihre Tochter so viel Einsicht zeigt. Verena spürte, wie sehr sie Maria liebte. Sie zögerte zunächst, dieses unerwartete Angebot anzunehmen. Sie hatte ja schon manchmal mit dem Gedanken gespielt, ihre Tochter zu bestrafen. Verena juckte es oft in den Fingern, gerade in den letzten zwei Jahren. Ria konnte von Glück sagen, dass die Toleranzschwelle ihrer Mama so hoch lag. Verena kannte ihre Tochter.
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