Dies war ein sich stetig wiederholendes Spiel ohne den Hauch eines weiteren Schrittes, eines auch nur angedeuteten Bekenntnisses, eine Fata Morgana mit der fortwährenden Gefahr der blamablen Fehlinterpretation für ihn und der gewagten Anspielung mit jederzeit möglichem geordnetem Rückzug und entrüstetem Verwahren gegen jegliche Anzüglichkeit für sie.
Er begnügte sich mit dem voyeuristischen Genuß, dem Blick, dem absichtslosen Begehren, eine Leidenschaft, die er zur Kunst erhoben hatte.
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Frau Südlich also stand nun in der Tür, gegen das Sonnenlicht fast nur schlanker Schatten, schwach erhellt durch die Funzel in der Ecke. Sie trug ein eng anliegendes, ärmelloses Sommerkleid, matt weinrot, fast ein wenig zu nobel für ihren Büroalltag, aber letztlich eben genau richtig: sehr figurbetont, sexy, ein Hingucker, dazu hohe Sandaletten und dieses kleine Handtäschchen am langen Riemchen über der Schulter. Ihr etwas dünnes, knapp schulterlanges, glattes, brunettes Haar war mit einer Spange nach rechts gescheitelt, was ihr einen etwas mädchenhaften Touch gab.
Sein echter Schrecken gefiel ihr sehr. Nun war es ja nicht ganz ohne, so ungefragt einfach sein Grundstück und sein Haus zu betreten, Vergleichbares hatten er und seine Frau bei ihnen noch nie getan. Hier war das Verhältnis geprägt von einer freundlichen Distanz, die beide Parteien bevorzugten, ein angenehm unkompliziertes Verhältnis seit zwei Jahren ohne Eröffnung weiterer gesellschaftlicher Verpflichtungen auf Grund intensiveren Kennenlernens.
Dass er um diese Zeit unter der Woche zu Hause war, war ja eine Ausnahme. Er hatte seine Überstunden genommen, um bei endlich wieder schönem Wetter Rasen zu mähen, die Hecke zu schneiden und vielleicht noch einen Teil des Zauns zu streichen.
Ihre Nähe, ihr unbefangener, gut gelaunter Auftritt in seinem peinlich vermüllten Heimwerkerparadies irritierten ihn, machten ihn nervös, gerade, weil sie sich so verhielt, als wäre das etwas Selbstverständliches.
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