Seit etwas mehr als zwei Monaten besuche ich diese Privatschule. Der Unterricht beginnt täglich um 14 Uhr, ausgenommen Freitag, denn da gibt es Einzelstunden. Zum Glück arbeite ich halbtags, habe daher den ganzen Nachmittag für mich. Heute ist Donnerstag, der letzte Schultag der Woche, und ich freue mich sehr auf ihn. Madame Pétards Lehrinstitut ist nur Frauen vorbehalten, männliche Schüler sucht man vergebens. Der Begriff Lehrinstitut ist leicht irreführend, da es in ihm nur eine einzige Klasse gibt: Madame Pétards Mädchenklasse.
Ich betrete das alte Gebäude, trage meine Schultasche unter dem Arm. Ich renne die Stiegen hoch, da ich zu spät bin. Es dreht sich gerademal um fünf Minuten, aber Madame nimmt es sehr genau mit der Zeit. Daher nehme ich zwei Stufen zugleich, jogge regelrecht die Treppe hinauf. Ich muss erst Luft holen, als ich schnaufend vor der Tür zum Klassenzimmer stehe. Mit etwas schlechtem Gewissen trete ich ein. Meine Klassenkameradinnen sitzen schon in der Bankreihe, sind alle bereits umgezogen. Madame Pétard sieht mich missbilligend an, zeigt mit dem Finger auf die Uhr an der Wand.
„Schon wieder zu spät, Charlotte! Du weißt doch genau, dass ich Unpünktlichkeit verabscheue. Zieh Deine Schuluniform an und beeile Dich dabei! Auf geht’s, Frollein, wir haben nicht ewig Zeit!“
Schnell husche ich in den angrenzenden Ankleideraum. In Rekordzeit schäle ich mich aus Jeans und Sweatie, laufe im Slip zu meinem Fach. Rock und dazu gehörige Bluse hängen akkurat auf einem Kleiderbügel. Ich schnappe die Sachen, zu denen auch BH und Höschen gehören. Nicht zu vergessen die Kniestrümpfe, die zu den College-Schuhen passen. Der Rock ist sehr eng! Ich muss den Bauch einziehen, um den hinteren Reißverschluss schließen zu können. Ich schau kurz in den Spiegel, frag mich ob mein Po dicker geworden ist? Ist auch egal, ich habe es eilig, schlüpfe rasch in die Bluse. Mit rotem Gesicht stehe ich wieder vor der Klasse, beeile mich meinen Platz einzunehmen.
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