Nacht im Hotel

Tinas Geschichte - Teil 17

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Stayhungry

Mit wenigen, einfachen Worten hatte ich ihn vom unverschämten Voyeur zum Respekt erweisenden Kavalier geadelt. Ich wusste, wie ich ihn kriege. Lässt deine Frau dich zusehen? fragte ich betont beiläufig. Nicht mehr, seufzte K. leise, verließ das Badezimmer, öffnete den Wein und schenkte ihn in die Gläser, damit er atmen konnte und wartete. Im Notebook liefen die Lieder, die er mir vor langer Zeit mal zusammengestellt hatte, schöne Liebeslieder mit starken Gefühlen, fernab kitschiger Schmonzetten. Ich stieg in die Dusche und ließ das heiße Wasser lange laufen, um den Kopf frei zu kriegen. Wofür? So richtig klar war ich mir noch nicht.

Warum ich es gerade K. so schwer machte, wo ich doch von einigen im Restaurant fast unverhohlen angebaggert worden war? Und wenn nicht einer von denen, so hätte sich spätestens in der Bar sicher einer gefunden. Aber ich hatte keine Lust auf einen vordergründig attraktiven Typen, von dem ich nicht wusste, ob ich ihn nach dem Minutenglück nicht sofort wieder loswerden wollte. Ich brachte nicht einfach Sex, auch wenn mein verdammter Göttergatte sich die Frechheit erlaubte, nur noch mäßig scharf zu sein auf mich – auf mich, die ich ständig angelechzt wurde, schüchtern, offen, charmant und plump! Nicht, dass mir das etwas ausgemacht hätte! Eine Hinrichtung unsensibler Charaktere im Vorbeigehen machte mir immer Spaß. Ich brauchte etwas anderes, ich brauchte den Blick eines Mannes, wie ich ihn von meinem Mann so schmerzlich vermisste! Diesen Blick, der immer eine ganze Geschichte beinhaltet, Vergangenheit und Zukunft, der die ganze Person erfasst und kennt! Diesen Blick konnte ich jetzt nur finden bei einem, der auch mal mein Mann gewesen war! Einem, der, so unterschiedlich unsere Lebenswege verlaufen waren, immer noch tief in meine Seele dringen konnte! Einem, der immer fühlte, was ich fühlte, meine Erregung, meinen Schmerz, meine Kälte, mein Feuer!

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