Nacht im Hotel

Tinas Geschichte - Teil 17

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Nacht im Hotel

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Stayhungry

Das erste Mal hatte ich das Gefühl, wir befinden uns auf Augenhöhe.
Gemerkt habe ich es schon länger, erläuterte ich, aber ich wollte dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen. Und zu der Zeit, als wir beide uns das letzte Mal getroffen hatten, war ich noch mehr verärgert, als dass ich erkannt hätte, wie nachhaltig die Veränderungen sind. Über so lange Zeit war alles so einfach gewesen. Und jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Er sagt auch nichts dazu, was weiterhilft. Wenn die Leidenschaft des anderen schwindet, empfindest du es wie Verrat, und du meinst fast, alles in der Vergangenheit war Lüge, zumal, wenn dein Geliebter behauptet, es hätte sich nichts verändert. Von Nibelungentreue halte ich gar nichts. Wenn es Zeit ist, die Dinge neu zu ordnen, muss man den Mut dazu haben. Am Ende ist es meist für alle Beteiligten eine Erlösung. Aber uns hat, wie viele Paare, die lange zusammen sind, mehr verbunden als die Hitze des Augenblicks. Ein Blick in seine Augen hatte die Dimension von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, die Zärtlichkeit war alle Zärtlichkeit, ebenso die Leidenschaft, der Moment der Gemeinsamkeit war das ganze Leben und der Ort unseres Zusammenseins die Welt. Wie kann das enden?

Noch dazu bei einer Frau wie du es bist, bestätigte K. ohne Spott mein angekratztes Selbstwertgefühl. Es ist nicht mein verletzter Stolz, erwiderte ich matt, es ist die Bestürzung darüber, dass die Heimat, die wir gefunden hatten, keinen Bestand mehr haben soll. Mit ihm wollte ich alt werden, das war das erste Mal, dass ich für einen Mann so etwas empfand.

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