Nachtrag

Möbelbau

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Nachtrag

Nachtrag

Johannes Seilmann

Mein Telefon klingelt. Als ich die Nummer erkenne, bin ich freudig überrascht.
Sag mal, bist du verrückt? Ihre Stimme klingt nicht begeistert.
Warum, was ist los?
Ich habe deine Geschichte im Internet entdeckt. Was hast du für Phantasien? Kannst Du mir mal sagen, wie ich das Tobi erklären soll, wenn der die Geschichte da entdeckt?
Einen Moment bin ich ratlos, dann weiß ich, von was sie spricht, und mir rutscht augenblicklich das Herz in die Hose. Ich fühle mich erwischt, nein, ich bin erwischt. Sie hat sich in meiner Möbelbau-Geschichte wieder erkannt. Offensichtlich bin ich zu nah an der Situation geblieben, wie sie wirklich war. Was soll ich jetzt sagen?
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, fange ich an. Weiß ich nicht. Ich hatte immer gedacht, das geht schon gut. Meine Geschichten sind soweit verfremdet, dass sich niemand angesprochen fühlt. Und wenn doch mal jemand entdecken sollte, dass ich erotische Geschichten schreibe, kann ich ja immer noch zurückfragen, wie mein Gegenüber auf eine Website kommt, wo es von solchen Geschichten wimmelt.
Ich weiß vor allem nicht, wie du auf so eine Phantasie kommst. Hast Du eine Ahnung, wie eifersüchtig Tobi ist? Der denkt sich immer schon was, wenn wir mal zusammen Kaffee trinken. Oder warum glaubst du, setzt er sich immer dazu, wenn du zu uns kommst? Sie klingt nicht mehr so ärgerlich wie anfangs.
Trotzdem ist es mir wahnsinnig peinlich, dass sie mich erwischt hat.
Auf so eine Idee zu kommen, ist verrückt. Als ob der zugucken würde, wie du mit mir schläfst. Wie kommst du auf diese Idee?
Ich trete die Flucht nach vorne an und erzähle ihr, wie ich darauf gekommen war. Es hatte angefangen mit ihrer Frage, ob ich helfen könnte, ihr neues Bett aufzubauen. Und wie bei fast allen meiner Geschichten hatte sich damit der wahre Kern schon fast erschöpft. Alles andere ist reine Phantasie, erkläre ich.

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