Aus Rache rammte die betagte Elfhunderter das unverhoffte Hindernis in Höhe der Hinterachse und Kevin lernte Dank der Massenträgheit das Fliegen. Der Zustand der Schwerelosigkeit fand jedoch ein abruptes Ende, als er, dem unerbittlichen Gesetz der Gravitation gehorchend, auf den harten Boden der Tatsachen zurückkehrte. Seither lag er mit mehreren Frakturen beider Arme in der Klinik, gewissermaßen in Stereo von der Handwurzel bis zum Schultergelenk in unnachgiebigen Gips gehüllt. Der Umstand, dass sein Unglück dem Glasauge seines Unfallgegners geschuldet war, tröstete ihn nicht wirklich.
„Ach Bastian, wenn ich dich nicht hätte!“, seufzte Kevin, als der Zivi ihn mit bierernster Miene vom stillen Örtchen auf sein Zimmer begleitete. Die neu eingerichtete Klinik hatte den Patienten mit speziellem Handicap den ungeheuren Luxus einer vollautomatischen Toilette gegönnt. Das Wunder-WC desinfizierte sich selbsttätig und nahm seinem Nutzer durch den diskreten Einsatz einer Wasserdüse und eines Warmluftföhns die sonst üblichen Handgriffe komplett ab. Das Hinsetzen und Aufrichten geriet durch die sinnreiche Unterstützung mittels einer elektrisch bewegten Brille selbst für doppelt Armamputierte zum Kinderspiel.
Nachdem Bastian ihn mit einem Waschlappen abgerieben hatte, zog er Kevin die schauderhafte Krankenhauskluft über die Schultern und verschnürte sie im Rücken. Wenigstens hatte man ihm erlaubt, seine eigenen Shorts zu tragen. Der Zivi stellte die Neigung der Matratze ein und verschaffte seinem Patienten eine halbwegs erträgliche Position.
„Soll ich ihnen den Fernseher einschalten?“
„Lass mal. Heute habe ich keinen Bock drauf. Kommt ja eh nur Mist. Aber auf Musik hätte ich Lust. Die CDs liegen in der Nachttischschublade.“
Bastian nahm die oberste CD aus der Hülle und legte sie in das Abspielgerät.
„Bevor ich es vergesse: heute fängt eine neue Nachtschwester an, eine Japanerin.
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