Abermals klingelte die Ladentür. Herein kam ein düster aussehender Mann mit schwarzem Schlapphut und dunklem Raincoat.
„120 Tage von Sodom. Ich will dieses Buch“, sagte er bestimmend und richtete seinen kalten Blick auf Nathalie.
„Ja, ja, Moment, Marquis de Sade haben wir da!“, sagte sie eifrig und verschwand im schützenden Halbdunkel der Bücherregale. Meylan tauchte auf.
„Hallo, Steve“, begrüßte er den Kunden.
„Woher kommt die geile Kleine?“, fragte dieser ohne Umschweife.
„Ach … eine Aushilfe. Mehr nicht“ erklärte der Antiquar.
„Ich gehe jetzt nach hinten und sehe mir Deine Sade-Raritäten selbst an.“ Ohne eine Bestätigung abzuwarten, durchschritt Steve Blumer Arnold Meylands Antiquariat. Er stellte sich dicht hinter die suchende Nathalie. „Kennst Du diese Art Literatur überhaupt, Kleine? Sie handelt von bösen Männern, die kleine Mädchen und Jungs auf ein Schloss entführen und dann …“
„Ja, ich kenne diese Literatur, selbstverständlich“ erwiderte Nathalie eiskalt. „Zu den dekadenten Erzählungen einer alternden Nutte machen sie sich über die Kleinen her, und zwar systematisch. Nicht alles geschieht sofort. Die Entjungferung gilt als delikate Nachspeise und wird erst nach wochenlangen Quälereien zelebriert. Am Schluss werden die Kleinen auf einem Hinterhof verstümmelt.“ Nathalie schauderte.
„Du hast ja Gänsehaut, Kleines, ist Dir kalt?“ Lässig legte Steve Blumer seine rechte Hand an Nathalies Hintern und ließ sie dort ruhen. Nathalie bewegte sich keinen Millimeter. Wohin auch? Dann spürte sie, wie der Sadist ihren Hintern zu kneten begann. Seine Hand war eiskalt. Nathalie war zu aufgeregt, um lange darüber nachzudenken. Dann rief Arnold Meylan beide zur Besinnung.
„He! Ihr befindet Euch hier in einem Antiquariat und nirgendwo sonst“, rief er ihnen zu.
Steve Blumer räusperte sich, nahm de Sades Werk an sich und machte sich auf den Weg zur Kasse. Nathalie war hin- und hergerissen zwischen Schreck und Erregung. Ja, da war auch Erregung im Spiel. Was, wenn der alte Meylan nicht gerufen hätte? Der Mann mit dem dunklen Hut hatte eine Bestimmtheit an sich, die keine Widerrede duldete. Nathalie mochte solche Männer, obwohl sie sich das nie eingestanden hätte. Dann war Zeit für die Teepause. Nathalie hatte sich mittlerweile ganz ausgezogen. Arnold Meylan stand neben ihr und kramte in einem Bücherregal.
Nackt im Antiquariat
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