Nackt im Antiquariat

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Anita Isiris

„Kennst Du Theodor Storm gut? Ich meine nicht nur den Schimmelreiter … von Theodor gibt es noch ganz andere Poesie. Die Poesie der drallen, herben, norddeutschen Schönheiten, die sich in verwahrlosten Kaschemmen herumtreiben und noch wahre Lust empfinden können. Wahre, ungetrübte, tiefe Lust.“ Endlich hatte er das gesuchte Buch gefunden und begann zu lesen. Seine Stimme hatte etwas Faszinierendes.

Nathalie vergaß ihre Nacktheit und merkte nicht einmal, dass ein winterlicher Sonnenstrahl, der sich durchs verstaubte Schaufenster stahl, ihr Schamhaar zum Leuchten brachte. Die beiden standen dicht nebeneinander. Für Arnold Meylan war die Situation noch intimer, als wenn er Nathalie berührt hätte. Diese kleinen, neckischen Brüste! Goethe hätte dazu „Äpfelchen“ gesagt. Das frisch gewaschene und gekämmte Haar! Der Schalk in ihren Augen! Dieser junge, flache Bauch, der sich hob und senkte! Die feinen blonden Härchen um den Bauchnabel! Die literarischen Hüftknochen! Ihr Vlies, das sich offenkundig nach einer tastenden Männerhand sehnte! Sehnte Nathalie sich wirklich nach einer tastenden Männerhand? In dieser Beziehung hatte sie schon so viel erlebt, dass ihr nach anderen Werten zumute war. Wie mancher Züricher Banker, wie mancher japanische Reisende, wie mancher Fernfahrer, wie viele Unidozenten hatten ihre Muschi schon ertastet? Wie mancher hatte schon versucht, seine Zunge zwischen ihre Lippen zu zwängen? Wie mancher hatte schon, rasend vor Lust, ihre Brüste geknetet in der Annahme, das mache sie geil? Wie mancher Konditor, wie mancher Musiker und wie mancher Arzt hatten schon ihre Pobacken gespreizt, wohl in der Hoffnung, da etwas Anderes zu finden als zuhause bei ihren Frauen? Nathalie meinte die Männer zu kennen. Auch für sie war dieser Augenblick an der Seite von Arnold Meylan viel sinnlicher als all die bezahlten Tast- und Greiforgien, denen sie sich in den letzten Jahren unterzogen hatte. Wie er las! Seine Stimme bebte vor Erregung bei gewissen Stellen, und immer wieder schielte er zur Seite und auf Nathalies Körper. Sie öffnete ein wenig die Beine. Was wollte der alte Mann sehen? Möglicherweise war sie ja die letzte Frau in seinem Leben … bei diesem Gedanken begann sie sich zu streicheln, erst nur ihre Härchen, dann berührte sie mit spitzen Fingern ihre Schamlippen. Sie begann mit der Hand zu kreisen, langsam, genussvoll. Sie hatte Zeit. Spielte es in ihrem Leben eine Rolle, was sie vor dem alten Mann machte?

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