Nackt unter Freunden - I

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Nackt unter Freunden - I

Nackt unter Freunden - I

Eros Demenos

Sie saßen schon ein paar Stunden zusammen, die vertraute Clique und dazu ein paar neue Gesichter - Studienfreunde und Kollegen - hatten sich in der neuen Wohnung von Susanne und Thomas getroffen. Ein paar Trinkspiele hatten die Stimmung reichlich gelockert und alle waren bester Laune.

Es war eine nette Runde mit einigen Singles und zwei Pärchen. Sonja und Peter waren beide noch Studenten. Andrea hatte nach der Grundausbildung bei der Bereitschaftspolizei gerade mit dem Streifendienst begonnen und ihr Freund Michael machte die ersten Schritte ins Berufsleben eines Bankers. Nadine, die Biologie-Studentin und Georg, der frischgebackene Jungmanager waren noch Singles. Susanne, die Gastgeberin war gerade dabei ihr Psychologiestudium abzuschließen und heute sozusagen Strohwitwe, weil ihr Partner Thomas, der Volkswirtschaft studierte, ein Auslandssemester in England verbrachte.

Irgendwann kam das Gespräch auf Träume. Es ging nicht um Wunschträume, die sich jeder von seiner Zukunft ausmalt, sondern um jene Art Träume, die einen im Schlaf überwältigt und manchmal schweißgebadet erwachen lässt. Natürlich hatten fast alle etwas dazu beizutragen. Sonja beispielsweise träumte oft sie würde frei fliegen, ohne zu wissen, wie sie den sicheren Boden wieder erreichen konnte. Michael dagegen erwachte nachts oft verängstigt, weil er regelmäßig träumte, im Zug seine Zielhaltestelle zu verpassen. Andere durchlitten in der Nacht eigentlich längst überstandene Prüfungsängste noch einmal. Es gab lustige und erschreckende Erzählungen von solchen Erfahrungen: vor etwas weglaufen zu wollen, aber im Traum nicht von der Stelle zu kommen zum Beispiel.

Nur Nadine hatte die Diskussion bisher stumm verfolgt. Andrea war es schließlich, die Nadine darauf ansprach: "Was ist denn mit Dir, träumst Du gar nichts?" Nadine zögerte einen Moment, bevor sie ziemlich leise sagte, "ich träume ab und zu, dass ich durch eine Menschenmenge gehe oder im Seminar sitze und dann plötzlich merke, dass ich zwischen all den ganz normal angezogenen Menschen splitternackt bin.

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