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Anita Isiris

Sie ging um den Glastisch herum und stand direkt vor Roberto. Das matte Licht brachte ihr Haar zum Leuchten; Roberto hatte ihren nackten Venushügel direkt vor sich. "Ich möchte, dass du jetzt meine Seele fotografierst. Folge mir", sagte sie in bestimmtem Ton und schritt zur Wendeltreppe. Roberto warf einen besorgten Blick auf Thomas, der sich nicht mehr regte, und ging hinter Sia her in den oberen Stock. Dieser runde, geile Arsch, verdammt! Sias Schlafraum duftete nach Vanille und Veilchen. Sie schloss die schweren Brokatvorhänge, die dem Gemach etwas Prinzessinnenhaftes verliehen. "Eure Männerfantasien habt ihr an mir abreagiert", flüsterte sie, "jetzt machen wir Fotos, wie ich sie mir vorstelle. Sie schlüpfte, nackt, wie sie war, ins Bett und deckte sich bis zum Hals zu. "Fotografiere mich jetzt, bitte", sagte sie und schloss die Augen. Folgsam machte Roberto ein paar Porträts. Er hoffte, dass die Belichtungszeit stimmte – der Raum war nur spärlich beleuchtet. "Ich wünsche mir Bilder, auf welchen man ahnt, aber nicht sieht", flüsterte Sia und entblösste ihre Brüste. Schwer, warm und weich wirkten sie vor dem Hintergrund des sonnengelben Lakens; Roberto schraubte einen Weichzeichner auf sein Objektiv. Was er im Sucher erblickte, war umwerfend. Sias Haar auf dem Kopfkissen, ihre halb geöffneten Lippen, ihr langer Hals, die Wölbung ihres Busens. Ja, Sias Busen brachte ihn fast um den Verstand. Wie gerne hätte er ihn berührt, Sia seine Wärme spüren lassen. Sie wirkte aber unnahbar, entrückt. "Fotografier einfach", ermutigte sie ihn. Als er seine Kamera für einen kurzen Moment senkte um die Belichtung neu einzustellen, sah er, wie sich das Laken in Sias Bauchhöhe leicht bewegte. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen. Es bestand kein Zweifel, dass sie sich befriedigte, zärtlich und langsam. Ausser ihrer Hand bewegte sich nichts.

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Gedichte auf den Leib geschrieben