Roberto schluckte leer. Er setzte sich an den Bettrand und fotografierte sein Modell aus einer etwas andern Perspektive. Nach ein paar Minuten atmete Sia heftiger; dann blieb die Hand unter dem Laken still. Sia räkelte sich etwas und zog dann das Leintuch bis zum Bauchnabel hinunter. Dann knipste sie das Nachttischlicht an. "Ich bin bald so weit", lächelte sie, "ich möchte jetzt, dass du meine Seele fotografierst". Roberto hielt inne. Er konnte sich genau vorstellen, wie Sias Mittelfinger an ihrer Muschi kreiste. Ihre wahre Technik sollte ihm aber verborgen bleiben. Sia atmete heftiger. Roberto konzentrierte sich jetzt ganz auf ihr Gesicht. Sias Zunge kam kurz zum Vorschein, dann begann sie leise zu stöhnen. In ihren Körper kam Bewegung, ihre Brüste hoben und senkten sich; sie atmete tief. Dann öffnete sie die Augen. "Ich bin so weit", keuchte sie; ihr Hals war über und über mit roten Flecken besät. Roberto konzentrierte sich auf ihre Augen.
Sias Augen: Hier erübrigt sich jede Beschreibung; etwas derart Seelenvolles lässt sich nicht einmal von mir in Worte fassen.
Dann fotografierte Roberto Sias Seele. Ihre tiefgrünen Augen weiteten sich und blickten in die Ferne. Ihr Stöhnen wurde lauter. Dann verschleierte sich ihr Blick. Ausdrucksstark begannen Sias Augen zu leuchten. Wie zwei Edelsteine wirkten sie, unnatürlich nah und doch so fern. Ihr Körper bebte. Roberto knipste und knipste. In Sekundenbruchteilen änderten Sias Augen ihre Form, ihre Ausdrucksweise, ihre Aura. Ob es Roberto gelingen würde, Sias Aura festzuhalten? Dieses Flüchtige, Innerste, dieses Nach-Aussen-Dringen von Sias verborgenen Gefühlen?
Ihr Orgasmus war intensiv und dauerte fünfzehn Sekunden. Von diesen fünfzehn Sekunden machte Roberto einundzwanzig Bilder. Dann schloss Sia die Augen.
In der Zwischenzeit hatte Thomas sich erholt, sass am Rand der Couch und fuhr sich mit dem Waschlappen übers Gesicht. Hinter ihm knarrte die Wendeltreppe; Sia und Roberto hatten ihr Werk vollendet. Tags darauf entwickelten die beiden Fotografen gemeinsam Sias Bilder. Die Nahaufnahmen, die sie von ihrem Körper gemacht hatten, verschwanden in einer Kartonkiste unter Tausenden ähnlicher Fotos. Anatomische Details eben. Mehr nicht. Die Bilder von Sias Augen aber bewegten die beiden Männer zutiefst. Sie fertigten sich Kopien an und hängten sie, jeder für sich, übers Bett in ihren Junggesellenschlafzimmern.
Nahaufnahme
19 6-10 Minuten 0 Kommentare
Nahaufnahme
Zugriffe gesamt: 6749
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.