K. war erlöst und dennoch unruhig. Zwar war er nicht weiter ihrem Spott ausgesetzt, aber nachdem er so zurückhaltend gewesen war, fühlte er sich als Versager. Wie sollte er erklären, welcher Zwiespalt in ihm wühlte, zwischen dem Wunsch, treu zu sein einerseits und jenem, sich der Lust ohne Wenn und Aber endlich wieder einmal hinzugeben andererseits. Und wieso sollte er etwas erklären? Hätte sie auch nur das geringste Interesse daran? Sie hatte auch ihn erkennbar gelockt und er hatte dem nicht Folge geleistet. Wie nun sollte er gehen, ohne zu abrupt zu fliehen vor ihr, dieser schönen, jungen, lebenslustigen Frau? Wollte er überhaupt gehen? Konnte er bleiben? Er schmorte in der Hölle, aber diese war ihm versüßt durch den anregenden Anblick ihrer Nacktheit, den Geruch ihrer Möse, und vor allem, den Blick in ihre tiefen Augen.
Sie schwieg, sah ihn an, schien ergründen zu wollen, was in ihm vorging. Aber ihr freundliches Lächeln gab keinen Anlass zu der Vermutung, sie wäre verärgert über sein Verhalten, genervt von seiner Anwesenheit, oder gar, dass sie ihn verachte. Er blieb wie das Kaninchen vor der Schlange, litt, wollte erlöst werden, nicht wissend wie. Nur eines wollte er nicht: gehen.
*
Nach einer kleinen Ewigkeit lachte sie plötzlich. Mit diebischer Freude über ihren Einfall flüsterte sie: Du kannst in meinem Schlafzimmer warten, bis ich die beiden hinaus komplimentiert habe. K. war sichtlich erleichtert, sie nicht verlassen zu müssen, aber das Herz schlug ihm bis zum Hals und sein Puls pochte heiß in seinen Schläfen angesichts der Frage, was denn nun geschehen würde. Mit weichen Knien — und hartem Glied — begab er sich in ihr Schlafzimmer. An der Tür lauschte er.
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