Nathalies Prüfung

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Nathalies Prüfung

Nathalies Prüfung

Andreas

Ich denke an meinen höschenbefreiten Einkauf, bei dem ich Marianne zum ersten Mal traf. Damals war es nur ein heißes Spiel, aber heute fühlt es sich ernsthafter an. Der Maybach biegt in eine ruhige Wohngegend, die von großzügigen Grundstücken dominiert wird. Vor einem prachtvollen Haus, das man ruhig Villa nennen kann, bremst der Chauffeur den Wagen ab. Er öffnet mir die Türe, um mich dann zum Eingang der Villa zu geleiten. Wie auf ein geheimes Signal hin, erscheint ein grauhaariger, hochgewachsener Mann. Herr Robert ist schwer zu schätzen, aber er dürfte bereits auf die Siebzig zugehen. Er strahlt eine jugendliche Frische aus, die so gar nicht zu seinem wirklichen Alter passt. „Treten Sie ein, wertes Fräulein Nathalie. Seien Sie nicht schüchtern, Sie sind nicht die erste junge Dame, die meiner Hilfe bedarf!“ Ich folge ihm ins Haus, wobei mir schon unwohl ist. Robert führt mich in einen großen Raum, in dem ein offener Kaminofen wohlige Wärme spendet. Robert weist auf eine bequeme Couch, die auf gedrechselten Füßen steht. „Setzen Sie sich hin!“ Seine Stimme klingt mit einem Mal streng. „Marianne berichtete mir von ihrem Fehlverhalten. Es ziemt sich nicht für eine junge Dame, Teller durch die Küche zu schleudern. Da stimmen Sie mir doch zu?“ Ich nicke, komme mir wie ein widerspenstiger Teenager vor. „Marianne ist sehr enttäuscht! Ich werde Ihnen helfen, den begangenen Fauxpas wieder gutzumachen. Sind Sie damit einverstanden, Nathalie?“  Ich nicke erneut, bringe einfach kein Wort heraus. Herr Robert nimmt meine Hand und zieht mich langsam nach oben. Er bedient eine Glocke, die auf dem Tisch liegt. Meine Mama benutzte so eine, wenn sie mich zur Bescherung rief. Diesmal erscheint aber der Chauffeur, der einen antiken Stuhl vor dem Kaminfeuer platziert. Als er das getan hat, verschwindet der Mann wieder auf lautlose Weise.

Herr Robert bringt mich zu diesem Stuhl.

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