Nerja

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„Du spielst mit mir“ warf ich ihr vor. „Ich glaube auch nicht, dass du Gedanken lesen kannst.“

„Und ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst“ sagte sie, kam auf mich zugerobbt und gab mir einen Kuß auf den Mund. Sie schmeckte gut.

„Ich habe hier einen Stapel Tarotkarten. Ich mische, sehe mir drei Karten an, lege sie verdeckt in den Sand. Ich denke an die drei Motive. Wenn du meine Gedanken lesen kannst und richtig liest, kannst du meine Seele haben.“

Nerja kniete sich hin und stützte die Hände auf die Oberschenkel. Sie sah einfach umwerfend in dem Mondlicht aus.

„Sei vorsichtig, wem du so etwas anbietest. Das kann richtig nach hinten losgehen. Aber ich bin einverstanden.“

Ich zog die Karten aus der Tasche und mischte ausgiebig. Dann bildete ich drei Stapel und entnahm jeweils die oberste. Es waren Die sieben Keulen, Der Tod und Der hängende Mann.

Ich legte die drei Karten mit der bedruckten Seite nach unten in den Sand. Dann dachte ich an die drei Karten. An die Sieben Keulen, den Tod und den hängenden Mann.

Nerja sah mich ernst an. Ich hatte das Gefühl, als würde es hinter meiner Stirn warm werden, aber das war sicher nur Einbildung.

„Der Deal gilt?“ fragte sie.

„Na klar.“ Ich war sicher, dass sie die Karten nicht erraten würde. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie es doch hinbekam: wie wollte sie meine Seele nehmen? Ich beschloss, diese Wettschuld dann einfach nicht zu bezahlen.

Nerja sah mich immer noch ernst an. „Sieben Keulen, der Tod und der hängende Mann.“

Das gab es doch nicht.

„Wie hast du das gemacht?“

„Ein Taschenspielertrick“ lachte sie, dann holte sie eine Flasche und zwei Pinnchen aus ihrem Rucksack. Eine dunkelrote Flüssigkeit war darin, die sie in die Pinnchen eingoss. Schmeckte wie Aufgesetzter Rumtopf, und schmeckte nach mehr. Wir wurden immer ausgelassener und der Körperkontakt wurde intensiver. Als die Flasche leer war, wankten wir in mein Apartment. In Nullkommanichts zog Nerja sich aus und warf mich aufs Bett. Es war Wahnsinn, was sie alles mit ihrem Mund anstellen konnte. Irgendwann steckte ich ihr meinen kleinen harten Freund in ihre feuchte Grotte. Es war wie im 7. Himmel. Ich fühlte mich wie ein außerirdisches Wesen, das es mit einer Göttin trieb. Mit jedem Stoß hatte ich das Gefühl, einen Kontinent ein kleines Stück zu verschieben. Die Intensität war unglaublich. Es kamen Laute aus ihrem Mund, die ich noch nie bei einer Frau gehört hatte.

Der Alkohol tat ebenfalls seine Wirkung. Bilder aus der Schulzeit tauchten vor meinem geistigen Auge auf, meine Eltern, Verwandte, die schon längst gestorben waren, Bilder von Urlauben, ehemalige Freundinnen, Autos, Haustiere.

Irgendwann schliefen wir erschöpft ein.

Als ich aufwachte, war ich allein. Kein Kaffeeduft weckte mich, nur Nerjas Parfum lag noch etwas in der Luft. Ich rief ihren Namen, bekam aber keine Antwort. Nackt lief ich durch das Apartment. Ihre Kleidung war weg und Nerja war verschwunden. Kein Zettel, nichts. Da entdeckte ich im Flur ihren orangenfarbenen Rucksack. Er stand neben einem Paar Schuhen auf dem Fußboden. Ich bückte mich nach ihm, aber er war leer.

Im Flur hing ein großer Spiegel an der Wand. Ich blickte hinein, als ich den Rucksack wieder abgestellt hatte. Bestimmt sah ich verkatert aus. Ich starrte in den Spiegel. Mein Herz setzte aus. Meine Augen weiteten sich. Ich hatte kein Spiegelbild mehr.

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