Neue Hoffnung

Hochhausromantik - Teil 4

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Neue Hoffnung

Neue Hoffnung

Yupag Chinasky

Er wäre doch nur das fünfte Rad am Wagen und hätte immer ausgehen und in einer Kneipe warten oder sich ins Schlafzimmer zurückziehen müssen, wenn Naomi ihre Kunden empfing. Naomi eine andere Wohnung zu mieten war zu riskant. Wenn es doch schief ging mit ihrer Stammkundschaft, saß er auf den Schulden und hatte möglicherweise Verpflichtungen am Hals, die er sich noch gar nicht vorstellen konnte und das bei seiner finanziellen Lage und außerdem hatte er keine Ahnung, was auf ihn als Puffwirt zukommen würde. Wie lange, überlegte er dann, war eine Frau, noch dazu eine schwarze, in diesem Metier überhaupt attraktiv, wie lange konnte sie sich halten und gegen die Konkurrenz behaupten? Wohl nicht allzu lange. Außerdem kannte er sie doch gar nicht richtig, jedenfalls viel zu wenig, um mit ihr zusammenleben zu wollen. Sie war attraktiv gewesen und sogar jetzt, in der neuen Situation war er immer noch ein wenig in sie verknallt. Er dachte nach, trank einen Schluck und korrigierte sich. Sie war attraktiv gewesen und er war mal in sie verknallt gewesen. Aber mehr doch nicht. Er trank den letzten Schluck Whisky und schüttelte sich bei der abwegigen Vorstellung: er als Zuhälter für eine Negernutte.

Nachdem er diesen Teil seines Lebens abgehandelt hatte, stand er auf, ging zum Kühlschrank, holte ein neues Bier und wandte sich nun den generellen Fragen zu. Sollte er zurück zu seiner Frau? Der Wunsch nach Scheidung war nicht mehr geäußert worden. Weder von ihr noch gar von ihm, war etwas Konkretes unternommen worden. Zurück in sein altes Leben? Vielleicht später, aber jetzt jedenfalls noch nicht. Die Freiheit, die er hatte, seit er allein lebte, genoss er, sie war ihm viel wert. Er prostete sich zu. Ganz ausschließen wollte er eine Rückkehr in sein altes, vertrautes Leben dennoch nicht. Manchmal, wenn auch sehr selten, vermisste er seine Frau.

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