Neue Hoffnung

Hochhausromantik - Teil 4

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Neue Hoffnung

Neue Hoffnung

Yupag Chinasky

Nach einer weiteren Flasche Bier war es nicht nur ein beliebiger Job, den er suchen würde, sondern eine qualifizierte Anstellung, eine leitende Position. Er war doch gut, mit seinem Fachwissen, mit seiner jahrelangen Berufserfahrung, mit seiner Menschenkenntnis und seinem hervorragenden Führungsverhalten. Da sollte ihm erst mal einer das Wasser reichen. Er war doch ein ausgesprochenes Alphatier und bereit, Verantwortung zu übernehmen, sofort, jederzeit, für alles. Er rülpste und setzte die Flasche wieder an. Sie war leer. Laut schnaufend wuchtete er sich von dem roten Sofa hoch, ging erst pissen und dann leicht schwankend zum Kühlschrank.

Eine Sache war jedenfalls positiv ausgegangen. Er kicherte und murmelte mehrfach „positiv, HIV positiv“. Nein, HIV positiv war er nicht, kein AIDS. Das war sicher. Die weiteren Tests waren eindeutig negativ gewesen und der Tripper war auch auskuriert, die Antibiotika abgesetzt. Sein Sexleben war nicht mehr beeinträchtigt, seine Libido war erhalten geblieben. Das hatte das Zusammentreffen mit Naomi bewiesen. Nur, mit wem wollte er eigentlich Sex? Jetzt war er wieder dort, wo er mit Nachdenken angefangen hatte. Weiber! Das Problem mit wem, war einfach noch nicht gelöst. Seine Frau, o Gott, nein! Naomi? Sie war vermutlich auf Dauer zu teuer und außerdem war er sich nicht sicher, ob er mit ihr klarkam. Diesmal war sie ja viel netter gewesen und er hatte den Eindruck gehabt, dass sie richtig froh war, ihn zu sehen, aber an das erste Mal mit ihr erinnerte es sich nur mit Grausen. Dennoch blieb Naomi eine Option, seine letzte Hoffnung. Aber warum machte er sich überhaupt in dieser Richtung Sorgen? Dazu gab es doch gar keinen Grund. Er war doch noch was, stellte doch noch etwas dar. War er nicht immer noch attraktiv und die Welt voll mit jungen, geilen Weibern, die nur auf einen wie ihn warteten? Die Flasche war schon wieder leer.

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