Daraufhin klingelte er bei der Nachbarwohnung. Eine ältere Frau öffnete die Tür. Ob sie wisse, wo die beiden schwarzen Frauen seien, die aus der Wohnung gegenüber. Dir Frau schaute ihn verächtlich an. „Ach, sie meinen die beiden Huren. Die sind schon vor Weihnachten ausgezogen. Das ging ganz schnell. Die mussten wohl ausziehen, weil auch noch die Polizei da war. Ich hatte schon Angst bekommen, dass was passiert sei. Aber die Polizei hat gesagt, es sei nichts passiert. Ich hab dann gefragt, was los sei, aber das wollten sie mir nicht sagen, nur soviel, sagte der eine, nein es war eine junge Frau mit Pferdeschwanz, es sei etwas mit der Aufenthaltserlaubnis, die müsse überprüft werden.“ Nein, wohin sie gezogen seien, wisse sie nicht. Die Wohnung stände jetzt jedenfalls leer, aber sei sicher kein Problem, fügte sie süffisant hinzu, Ersatz zu finden.
In den darauf folgenden Tagen war er voll mit sich selbst beschäftigt, mit einer Art Nabelschau. Alles schien sich gegen ihn verbündet zu haben. Der Tripper war zwar weg, dafür hatte er aber ein Magengeschwür bekommen oder irgend so etwas, ein Leiden, das ihn arg plagte und ihm alle Freude am Essen und Trinken vermieste. Seine Frau drängte ihn täglich, er solle sich eine Wohnung suchen und ausziehen. Sie wolle sich nicht mit einem arbeitslosen, total gelangweilten, frustrierten Typ herumschlagen. Ihr Gezänk nervte ihn, er musste etwas machen, er musste hier raus, sich etwas anderes suchen und nach einigem Nachdenken, hatte er eine Idee. Er machte sich erneut auf den Weg zum Hochhaus, ging aber diesmal zur Hausverwaltung. Ja, die Wohnung im achten Stock sei noch frei und er könne sie sofort mieten, müsse sie allerdings selbst renovieren, das sei hier so üblich. Jeder, der neu einziehe, richte sich die Wohnung auf eigene Kosten, dafür müsse er beim Ausziehen nichts mehr veranlassen.
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