Neue Hoffnung

Hochhausromantik - Teil 4

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Neue Hoffnung

Neue Hoffnung

Yupag Chinasky

Sie lebte damals eigentlich sehr recht sparsam, abgesehen von dem, was sie berufsbedingt in ihr Outfit investieren musste. Sie ging selten aus, abends schon gar nicht, nur am Wochenende suchte sie schon mal ein Café auf. Sie sparte, um sich ihren Lebenstraum, einen eigenen Schönheitssalon, eines Tages erfüllen zu können. Bei solch einem Anlass, ausgerechnet an einem Samstag Nachmittag, als sie für das „alte Ehepaar“ die Wohnung verlassen hatte, lernte sie einen jungen Mann kennen, keinen Kunden, wie sie betonte. Einen jungen Mann, der nicht nur gut aussah, sondern auch charmant und großzügig war. Er hatte sie eine ganze Weile schüchtern gemustert, dann hatte er sie sichtlich verlegen angesprochen, ob er sie zu einem Cappuccino einladen dürfe. Dem Cappuccino folgten noch ein Prosecco, eine Menge höflicher Komplimente und der Austausch der Handynummern. Das war eigentlich auch schon alles, was an diesem Tag geschah. Naomi stockte einen Moment in ihrem Redefluss, nein, das sei leider doch nicht alles gewesen, fuhr sie voll Bitterkeit fort, es sei noch etwas passiert, etwas, das bei ihrem Beruf einfach nicht passieren dürfe. Bei ihr habe es gefunkt, sie habe sich verknallt, sich sofort in diesen unwiderstehlichen Mann verliebt. Es war dann auch sie, die ihn schon am nächsten Tag anrief. Es war sie, die Kunden abbestellte, um sich mit ihm in einer Disco zu treffen und es war sie, die ihn aufforderte, in die Wohnung mitzukommen. Dort gab sie sich ihm hin, auf dem roten Sofa, gratis und mehrmals hintereinander. Jessi war im Schlafzimmer, hörte alles und ahnte Schlimmes. Sie hatte sich gewundert, als ihr Naomi verkündet hatte, sie würde heute ausgehen und sie hatte sich noch mehr gewundert, dass sie zu so später Stunde noch einen Kunden mitgebracht hatte. So etwas war noch nie passiert. Die Kunden kamen nie spontan, sondern immer nach Absprache.

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