Die wuchtigen Riffs der Gitarren begleitete ausladendes Kreisen ihres Beckens und ihres Haars. Sie war eins mit der Musik und die war für den Unterleib, erdverbunden, kraftvoll, wild, mit jedem ihrer virtuosen Schritte schien sie Energie aufzusaugen in sich.
Ihr Blick veränderte sich und sie zog ihre Kreise näher vor ihm. Sie suchte seine Augen und schien sich wieder loszureißen, ignorierte ihn, um ihn gleich darauf zu fixieren. Plötzlich schien sie auf ihn herab zu fallen.
Auf die Armlehnen seines Sessels gestützt hing sie keuchend über ihm, ihre Lippen nur zwei Handbreit entfernt von seinen. Er konnte ihren heißen Atem in seinem Gesicht spüren, ihren frischen Schweiß riechen und mehr noch als das. Ihre sonst so sanften Augen funkelten wild, ihre Hände krallten sich in die Lehnen des Sessels und zwischen zusammen gebissenen Zahnen giftete sie hervor: Ich wollte das nicht!
Was? fragte er heiser, erschreckt angesichts ihrer plötzlichen, nur noch mühsam im Zaum gehaltenen Wut.
Du siehst nur mich! Du siehst nicht einfach den teuren Fummel, nicht einfach meine Taille, meine Brüste, meinen Arsch, Du siehst nur meine Augen! Du siehst nur mich!
Ja, gestand er heiser, ich sehe nur Dich!
Oh Gott! stöhnte sie, kraftlos, resigniert, fast verzweifelt für einen Augenblick. Dann stieß sie sich energisch weg und positionierte sich breitbeinig vor ihm. Fast meinte er, Hass in ihren Augen zu erkennen. Wie gelähmt betrachtete er sie, zu keiner eigenen Regung fähig.
Langsam baute sich in Joanne Tayler‘s Going Home die Spannung auf und genauso langsam schob Carola ihr linkes gestrecktes Bein zur Seite, während sie mit dem rechten Bein tief in die Knie ging, eine der schönsten Figuren aus dem Tango. Mit dem Einsetzen der Band begann sie wieder eine schnelle Folge von Drehungen, Samba-Walks, Chasses, nicht raumgreifend, sondern nah vor ihm.
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