Mit dem Wunsch- und Spielverbot hatte sie sich wohl aus dem Gefühl des Ausgeliefertseins befreit, sich letztlich im Ringen um die fragile Balance von Abgrenzung und Hingabe in der erotischen Beziehung für erstere entschieden. Und war‘s zufrieden.
Ihr Kommentar war also nur eine kurze Bestätigung jener Entwicklung, die ihren Lauf genommen hatte, unumkehrbar wie er wieder einmal bitter erfahren musste — der Wunsch nach einem Neubeginn von ihr in liebevoller Herablassung weggelächelt
Doch dieses Mal würde sich nicht damit zufrieden geben, auf jeden Wunsch zu verzichten.
* * *
Mädchenhaft, zart, schüchtern und fast ein wenig traurig erschien sie ihm, als sie das Cafe betrat und ihr Blick nach dem vereinbarten Erkennungszeichen suchend durch den Raum schweifte. Als sie ihn sah, erhellte ein Lächeln ihr Gesicht und sie kam ohne Zögern auf ihn zu. Schlank, hoch gewachsen war sie und trug schwarze Pumps und Strümpfe zu einem ebensolchen kurzen, engen Rock, darüber eine dunkelgraue Bluse. Ihr schmales, ovales Gesicht war ein klein wenig pausbäckig, umrahmt, von dunkelbraunen, dünnen, glatten, schulterlangen Haaren, das Pony leicht links gescheitelt.
Man hätte sie auf den ersten Blick für eine graue Maus halten können, doch ihre Haltung war jene der zurückhaltenden Gelassenheit, eine Souveränität, die den demonstrativen Auftritt nicht braucht, Verletzlichkeit zulassen kann und sich von innen nährt. Endlos tief schienen ihre dunklen Augen, denen die zunächst vermutete Traurigkeit durch das melancholische Lächeln ein wenig genommen war.
Sie hatte auf einer Vorbesprechung in neutraler Umgebung bestanden und das war ihm ganz recht so, sein Vorhaben bedurfte eines ruhigen, überlegten Herangehens, in dem Missstimmungen frühzeitig erkannt und ausgeräumt wurden, sonst würde es ihm nicht die erhoffte Befriedigung verschaffen. Freundlich begrüßte sie ihn, ohne jede Verlegenheit, und setzte sich zu ihm an den Tisch.
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