Der Männerpopo war Pieras absolute Leidenschaft. Nein, nicht nur der Po – sondern der männliche Unterleib in seinem gesamten Kontext, will heissen, dass Piera hervorstehende Beckenknochen liebte, auf rasierte Geschlechtsteile stand und ihre Finger, die tagsüber nicht viel mehr taten als die Tastatur der Registrierkasse zu streicheln, fürs Leben gern männlichen Arschbacken entlang gleiten liess.
Ihre Begierde, ihre Leidenschaft hatte ihr aber auch schon Leid gebracht. Viele ihrer bisherigen Lover konnten mit Pieras Neugier nur schlecht umgehen. Sie, die Männer, waren es doch, die neu-gierig zu sein hatten! Bluse aufknöpfen. Bügel-BH wegfetzen. Höschen zur Seite schieben. Möse mit Zunge erkunden und so was. Dass eine Frau in Sachen Neu-Gier den Anfang machte, schien Vielen ungewöhnlich, und sie reagierten irritiert. Entzogen sich Piera. Verhielten sich abwartend. Oder versuchten, ihr zuvor zu kommen, indem sie ihre Jeans aufknöpften, ihre Brüste kneteten und so rasch als möglich ihren Schwengel in sie zwängten.
Das war nicht die Art von Liebemachen, von der Piera träumte. Schneller Sex mochte eine Kolumne sein in Cosmopolitan, mochte Kicherthema sein in den kurzen Arbeitspausen, mochte dargestellt werden in Schmuddelpornos, die Piera von besonders einfallsreichen Männern vorgeführt wurden – um sie anzuheizen, sie geil zu machen.
Piera aber war von sich aus neu-gierig! Da musste niemand etwas dazu beitragen.
So kam es, dass sie Philippe kennenlernte. Er gehörte zur Reinigungsequipe und schob dieselbe Schicht wie Piera. Er war Franzose, Student und hatte sich mit viel Glück einen Ferienjob beim Grossverteiler geangelt. Was Piera als erstes auffiel, war seine viel zu grosse Hose, die un seine Beine herum schledderte. An jedem andern Mann hätte dies lächerlich gewirkt – bei Philippe weckte das zu gross geratene Bein-Kleid Interesse. Er radebrechte auf deutsch, was sehr rührend anmutete: Von seinen zwei Arbeitskollegen konnte keiner französisch.
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