Neugier

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Neugier

Anita Isiris

Piera war des Französischen mächtig – wenn auch nur rudimentär. „Salut – comment t’appelles-tu“ konnte sie aber ziemlich akzentfrei sagen, und Philippe antwortete. „Philippe“, hatte er knapp zu ihr gesagt – aber das Eis war bereits gebrochen. An jenem Tag war es sehr schwülheiss gewesen, die Klimaanlage hatte ihren Dienst versagt. Wenn Piera etwas hasste, dann waren es ihre halbsynthetischen Arbeitsklamotten. Der Schweiss rann unter ihren Armen und die Tropfen kitzelten sie unangenehm. Die Hose, die sie tragen musste, war viel zu eng geschnitten, das Oberteil hingegen schlabberte so an ihrem Körper herum wie Philippes Hose an dessen Beinen.

Aber Pieras Arbeits-Oberteil weckte Philippes Neu-Gier. Er machte keinen Hehl daraus, zwinkerte ihr im kleinen Kaffeeraum zu und betrachtete versonnen ihre feine goldene Halskette. Das Gespräch war etwa so zähflüssig wie die Zeit, die kaum zerrann, oder wie die Melasse, die sich am Boden ausbreitete, weil eine ungeschickte ältere Dame das Glastöpfchen zu Boden geschmissen hatte, damit sie besser an die Bitterorangenkonfitüre rankam.

Als die Pause zu Ende war und Philippe die Melassenschweinerei aufwischte und sich dabei bückte, sah es Piera. Sie sah Philippes kugelrundes, freches Popöchen, das sich unter seiner Schlabberhose abzeichnete. Ihre Schläfen pochten. Sie war ohnehin gerade mal wieder Single, und das Wissen, dass Philippe nach seinen Semesterferien abreisen und sie wohl zu nichts verpflichten würde, war befreiend.

Dann lud sie ihn mit mühsam zusammengeklaubten französischen Wörtern zum Mittagessen in ihre Wohnung ein. „On peut manger ensemble“, schlug sie ihm vor, „pour s’amuser un peu.“ Philippe hob belustigt die Augenbrauen. Er schien initiative Frauen gewohnt zu sein. In Frankreich gab’s bestimmt auch welche.

„Si tu veux, je peux cuire.“ Das überraschte Piera. Philippe würde sie bekochen!

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