Er zögerte. Sein Handy hielt er in der linken Hand, sein rechter Zeigefinger bewegte sich wie in Zeitlupe auf das hell erleuchtete Display zu, stoppte aber kurz bevor er die glatte kalte Oberfläche über dem „Freundschaftsanfrage senden“ Symbol berührte. Sollte er das wirklich tun? Wollte er das wirklich? Was genau würde passieren, wenn er es tat? Würde er eine Lawine lostreten, die nicht mehr zu stoppen wäre? Die vielleicht sein ganzes Leben auf den Kopf stellen, alles verändern würde oder würde vielleicht gar nichts passiere? Mit all diesen Fragen beschäftigte er sich jetzt schon sehr lange. Nicht permanent, aber immer wieder einmal. Immer dann, wenn im kalt war, nicht körperlich aber in seiner emotionalen Empfindung. Immer dann, wenn er sich einsam fühlte, einsam und verlassen. So wie ein einzelner Mensch auf einem fremden Himmelskörper. Objektiv betrachtet war er nicht einsam. Er war seit über 10 Jahren verheiratet. Glücklich, wie es nach außen schien. Doch in Wahrheit hatte dieses Glück für ihn Risse bekomme. Lange Zeit wollte er sich selbst nicht eingestehen, dass das anfängliche Glücklichsein im Laufe der Zeit nachgelassen hatte. Wann immer ihn ein Gedanke in diese Richtung beschlich, hatte er versucht diesen zu verdrängen und zu ignorieren. Irgendwann dann aber hatte er begonnen darüber nachzudenken, hatte die Ursache insbesondere bei sich gesucht und bereits begonnen sich Vorwürfe zu machen. Nach vielen Stunden und Nächten des Grübelns war er dann jedoch zu dem Schluss gekommen, dass er den Grund nicht bei sich selbst suchen musste, sondern Bettina der Grund war. Er hatte sich zurückerinnert, wie es am Anfang mit ihr war. Wie sie gegenseitig die Finger nicht von sich lassen konnten. Wie immer einer die Nähe zum anderen gesucht hatte. Natürlich war es völlig normal, dass dieses Begehren im Laufe der Zeit nachließ. Dessen war er sich völlig bewusst und auch sein Verlangen nach Zärtlichkeit und Berührung blieb davon nicht verschont.
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