Ich konnte im Schutze der Dunkelheit unerkannt ins Lager zurückkehren und sie hat mich bei den Verhören auch nicht verraten. Dafür fühle ich mich heute noch schuldig.“ Jill weinte jetzt. „Und dann haben sie mir eines Tages angeboten, ihr das Los in Gefangenschaft etwas zu erleichtern, wenn ich zu den ‚Guards‘ übertrete.“
„Also sind die Flintenmädels gar nicht alle freiwillig und überzeugt dabei?“ Ich hatte hunderttausend Fragen.
„Gott bewahre, natürlich nicht. Viele wurden später dazu gepresst, so wie ich zum Beispiel. Überzeugte sind vor allem die, die die zwei Punkte unten am Ärmel tragen.“
„Ja, das ist mir aufgefallen, dass einige diese Punkte auf dem Hemd haben.“
„Leader!“ Jill spuckte das Wort förmlich voller Verachtung aus. „Leader, auf diese Dreckschweine kann sich Sue hundertprozentig verlassen.“
„Und was hinderte die anderen, die Mehrheit, also die Polys und manche Guards am Putsch?“
„Ganz einfach, die Polys sind alle unbewaffnet und was noch schlimmer ist, unter den Guards gibt’s es Spitzel, quasi getarnte Leader und dann sind da noch die Kids.“
Stimmt ja, dachte ich, die Jugendlichen, über die haben wir noch gar nicht gesprochen.
„Was ist mit den Kids?“
„Du hast ja keine Jungs gesehen, die deutlich über 16 waren, oder? – Natürlich nicht“, sie beantwortete sich die Frage gleich selbst, „es gibt ja auch keine. Sie werden weggeschickt, nachdem sie 16 geworden sind. Also nicht gleich und auch nicht allein, es wird immer gewartet bis mindestens ein zweiter so weit ist. Aber dann müssen sie das Lager verlassen. So machen sie es den Müttern erträglicher. Sie werden wirklich nicht getötet, nur weggeschickt – was aber vielleicht auf das Gleiche hinauskommt. Aber vorher, wenn sie so 13 – 16 Jahre alt sind, dann machen sie noch voll mit, diese Einfaltspinsel. Haben es ja nicht anders gelernt, sind schon komplett indoktriniert. Sie dürfen Guards spielen und tun das auch 110%ig. In ihrer Gegenwart würde jeder Putsch scheitern.
Nicht alles ist, wie es scheint
Nach dem großen Sterben – Teil 5
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