Und Nicole? Sie dachte an Prof. Ringeisen. Der ältere Herr, der von ihr demnächst einen «Cappuccino» verlangen würde, hatte es ihr angetan. Obwohl doch Gerontophilie keineswegs Nicoles Ding war. Zuhause erwartete sie ihr junger, hübscher Freund, der liebenswerte Rashim, Inder seines Zeichens, der Nicole in allem sehr viel Zeit liess. «Take your time», sagte er, wenn sie sich vor ihm auszog. «Take your time», sagte er, wenn er sie beim Masturbieren beobachtete. «Take your time», sagte er, wenn er sie auf einen Analverkehr vorbereitete, mit Gleitcrème und so. Ganz entspannt, das Ganze, zwischen Batiktüchern und Räucherstäbchen.
Aber Prof. Ringeisen. Er trug sein schneeweisses Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, sein sympathisches Gesicht war wie eine Art Landschaft, und er hatte wundervolle Hände, Hände, mit denen er im Unterricht Laubblätter zurechtschnitt, Präparate für unters Mikroskop anfertigte, und er hatte einen schlanken, sportlichen Leib, mit dem er gelegentlich über die Tischplatte kroch und den Schülerinnen und Schülern unter viel Gelächter nahe brachte, was eine kriechende Amöbe ist und was sie, bewegungstechnisch gesehen, vermag.
Dann war Prof. Ringeisen an der Reihe. Er lächelte Nicole mitten in deren Herz. «Cappuccino», sagte er mit seiner tiefen, sympathischen Stimme, wie immer. «Cappuccino». Nicole war hypnotisiert und hoffte, dass Prof. Ringeisen die roten Flecken an ihrem Halsausschnitt nicht zu viel ausmachten. Aber er war ja Biologielehrer und kannte sich aus mit Blutkreislauf, Hautveränderungen und Hormonen. «Nenn mich ab heute einfach «Brezel», einfach so», lachte er ihr zu und nahm seinen Cappuccino entgegen, den Nicole ihm akkurat überreichte. «Ach…», schluckte sie verlegen. «Ja, klar, nur zu. Brezel. Das kannst Du Dir doch bestimmt gut merken».
Ab dieser Kaffeepause war das Eis zwischen Nicole und der Brezel gebrochen.
Nicole und die Brezel
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Nicole und die Brezel
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Erregendes Märchen
schreibt Thunders
Verschlungener Genuss
schreibt michael_direkt