Nicole

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Nicole

Nicole

Paul Paula

Als der Handwerker, jener Typ, der den Eindruck erweckt, dass unter den kurz geschorenen blonden Struppelhaaren nicht besonders viel Hirn platz hätte, andererseits muskulöse Unterarme, wie sie eben nur Kerle haben, die sich mit tatsächlicher Arbeit ihr Geld verdienen, und zugegeben, sie hätte sich gern mal von diesen Armen drücken lassen wollen, als eben dieser Handwerker aus der Tür war, sie sich mit einem kleinen, aber durchaus angemessenen Tip verabschiedet hatte, drehte sie mit viel Schwung den Rollstuhl um, fuhr zurück ins große Zimmer, wo jetzt, vielleicht ein bisschen zu groß geraten sich in der Mitte der Wand ein wunderbarer Spiegel zeigte, groß genug, um sich darin von Kopf bis Fuß zu betrachten.
Sie platzierte sich mittig, schlug ein Bein über das andere, legte den Kopf in den Nacken und empfand das wunderbare Gefühl begehrenswert zu sein, nahm dann unentschlossen das Bein wieder zurück, setzte sich gerade auf, versuchte den Bauch durch die Streckung ein wenig einzuziehen, was auch kurzzeitig gelang.
Sie konzentrierte sich beim Betrachten auf ihren Oberkörper, ihren schlanken Hals, den sie mehrmals entlang strich, als wolle sie zeigen, wie gelungen dieses Teil ihres Körpers doch war und auch mit den Haaren, kurz, ein bisschen blondiert war sie recht zufrieden. Im Gesicht hatte sie eine kleine Narbe unter dem Kinn, und schon als kleines Mädchen ärgerte sie sich über diesen Makel, doch im Laufe der Jahre hatte sie sich daran gewöhnt und zog es lediglich beim Photographen vor, leicht von der Seite abgelichtet zu werden und eigentlich mochte sie ihre kleine Narbe sogar ein bisschen zumal ihr erster Freund, damals mit 17 Jahren regelrecht abgefahren war auf ihr Kinn mit der kleinen Narbe…
Tiefer in den Spiegel zu blicken fiel ihr gewöhnlich schwerer, da kam der Bauch, den sie trotz aller Versuche nicht wirklich flach wie ein Model halten konnte, ihre an sich dünnen Beine, die leblos wie Streifen auf dem dicken Sitzkissen lagen. Sie trug keine engen Jeans mehr, da sie ihre Beine noch dünner erscheinen ließen und sie die ständige Panik ereilte, wenn sie ahnte, jemand könnte ihre Schutzhose unter der Kleidung bemerken, war es doch die schlimmste Peinlichkeit mit der sie kämpfte…

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Gedichte auf den Leib geschrieben