Odysseus, ganz tief in mir. Ich hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange wir am Strand zusammengespielt haben, die Anita, der Odysseus und ich. Ich kann mich aber gut erinnern, wie Anita meine Hand gedrückt hielt, als ich meinem zigsten Orgasmus an jenem Nachmittag entgegen gedriftet bin. Odysseus hatte einen wahren Prachtskolben, und es war dieser Kolben, der unermüdlich stampfte und dampfte, einmal in Anita, einmal in mir. Das liest sich jetzt etwas technisch, stelle ich gerade fest, weit weg von erotischer Wortwahl, aber ich bin ja Nina Truffer und nicht Anita Isiris, die Wortakrobatin.
Meine grossen Brüste hatte ich schon früh. So, dass gewisse Lehrer immer in meinem Rücken standen, während ich, vornübergebeugt, Klausuren schrieb – sie wähnten sich in der Hoffnung, einen Blick in mein «Tal», den so genannten Busen, zu ergattern, oder gar den Ansatz eines Nippels zu erkennen. Unter einem Busen versteht man, entgegen der landläufigen Meinung, nicht etwa die beiden Lustdrüsen von uns Frauen, sondern eben das Tal dazwischen.
«Du bist ein echter Genussbolzen, Nina», war noch eines der differenzierteren Komplimente, die ich damals bekommen habe, ich erinnere mich gut. Was macht denn eine Frau mit grossen Brüsten zum «Genussbolzen»? Die Vorstellung, dass Mann seinen Schwanz zwischen unseren warmen, prallen Hügeln abreiben kann? Ich habe nichts gegen diesen sogenannten «Tittyfuck». Gebrauchsanweisungen hierzu finden sich mittlerweile auf jeder gut dotierten Pornoseite. Obwohl… ehrlich gesagt… Frau nicht so viel davon hat, wenn Mann an unserem Körper abreibt und uns dann an den Hals oder, noch schlimmer, ins Gesicht spritzt. Aber kommen wir auf meine Frage zurück: Was macht eine Frau mit grossen Brüsten zum «Genussbolzen»? Nun ja. Im Grunde sind Brüste eines der langweiligeren Organe des menschlichen Körpers. Drüsen- und Fettgewebe, darüber gespannte Haut – und ein hauchzartes, pigmentiertes Epithel, das die Mamillen definiert. Und das ist es wohl. Dieses hauchzarte, pigmentierte und natürlich auch in gebotenem Mass innervierte Epithel. Gemacht zum Saugen fürs Baby, das, angelockt vom Duft der Montgomery-Drüsen, lustvoll andockt. Ab diesem Moment können Babies an nichts anderes mehr denken – ein Leben lang. Darum wohl sind Männer so tittenfixiert. Frauen auch – aber sie würden das niemals zugeben. Wer nie gestillt worden ist, sehnt sich. Wer gestillt worden ist, erinnert sich. Menschen suchen Geborgenheit. Ganz besonders Frauen wie ich können sie bieten, diese Geborgenheit. Grosse Brüste gelten als gemütlich. Das Tüpfelchen auf dem «i» einer jeden Wohnungseinrichtung.
Honiggeschichte
schreibt michael_direkt