Ninas Tagebuch

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Ninas Tagebuch

Ninas Tagebuch

Anita Isiris


Vor einer Woche war Stefan nach Hause gekommen und hatte mir angeboten, das Wochenende mit ihm zu verbringen. Er wollte mir etwas ganz Besonderes zeigen. Ja, und dann gingen wir gemeinsam ins Solbad. Schönbühl verfügt über einen künstlichen Schacht, durch den Wasser tief in die Erde gepumpt, aufgeheizt und mit gesunden Mineralien angereichert wird. Bei jedem Wetter kann man im warmen, dampfenden Pool draussen sitzen und sich von den Unterwasserdüsen verwöhnen lassen. Ich fand das ganz lustig; diese Düsen kennen keine Hemmungen und besprudeln einen am ganzen Körper. Es ist auch
interessant zu beobachten, wie die Leute bei gewissen Düsen länger verweilen als bei andern – um die Unterwassermassage zu geniessen. Stefan hat einen schönen Körper für seine 50 Jahre, wirklich. Er ist braungebrannt, und mir ist schon bei den Umkleidekabinen aufgefallen, wie die Frauen nach ihm schielten. Ja, liebes Tagebuch, und dann wollte er mit mir in die Sauna
gehen. Ich war bis anhin noch nie in einer gemischten Sauna gewesen und schämte mich. Aber was sollte ich tun? Zögernd folgte ich Stefan, der mich beschwichtigte. „Was ist denn schon dabei?“ lachte er, „kein Problem, Du wirst sehen. Hab Dich nicht so – gemischte Saunas gehören zu unserer Kultur.“ Natürlich gab’s das in Budapest auch, aber immer (oder fast immer)
in Verbindung mit Sex. Man wurde von älteren Männern erst begutachtet und bekam dann ein Angebot. Zwei meiner Freundinnen hatten sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Aber ich hatte ja Stefan. Machte es ihm denn gar nichts aus, sich vor Fremden auszuziehen? Mich hatte er bisher noch nie ganz nackt gesehen – geschlafen hatten wir noch nie zusammen. „Nur streicheln“, hatte er in meinem Zimmer verlangt, „nur etwas streicheln“. Mit klopfendem Herzen ging ich hinter Stefan her und betrat mit ihm die Grossraumsauna. Sofort richteten sich alle Blicke auf uns, das heisst, auf mich.

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