Bevor ich mein neues Leben in der fremden Stadt begann, gönnte ich mir einen Urlaub im sonnigen Süden. Noch vom Flughafen mailte ich Alain: „Morgen 10.26 Uhr Gran Canaria. Sonne, Sonne, Sonne.„ Euphorisch empfing ich sein Piepsen: „Du hast es dir verdient. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub und vergiß die Kondome nicht.„
Auf Gran Canaria versuchte ich, mir über meine Gefühle für Alain klar zu werden. War da mehr zwischen uns als pure Geilheit ? Gab es für uns beide eine Chance, im bekleideten Zustand außerhalb des Lotterlagers einen gemeinsamen Nenner zu finden ? Ich wußte es nicht. Ich wußte nicht einmal, ob ich das überhaupt wollte. Es gelang mir nicht, mir über meine Gefühle für diesen Mann klar zu werden. Dafür gelang es mir zu handeln. Ich tippte in mein Handy: „Ich vermisse deine weiche Haut...„ Prompt kam retour: „Ich vermisse deine warme, feuchte Grotte.„ Bald waren wir mailtechnisch gesehen beim Status Quo angekommen. An zwei, drei Tagen in der Woche schickten wir heiße Sexfantasien, zärtliche Grüße und liebe Wünsche über den unsichtbaren Daten-Highway.
Aber die Sehnsucht war unstillbar, verlangte nach mehr. Also fasste ich mir ein Herz und beschloss herauszufinden, ob wir uns auch angezogen etwas zu sagen hatten. „Bitte komm her. Ich habe am Wochenende die Wohnung für mich allein.„ Seine Antwort fiel zögerlich aus: „Muss erst mal sehen, ob es in meinen Plan passt.„ Zwei Stunden später ich: „Und ???„ Darauf er: „Habe noch keinen Plan. Muß ja nächste Woche nach Dortmund.„ Dann ich wütend und enttäuscht: „Okay, schon gut. Vergiss es einfach. War eine blöde Idee. Ich lösche jetzt deine Nummer aus dem Speicher. Ist wohl besser so. Leb wohl!„ Er nüchtern: „Deine Entscheidung.„ Entgegen meiner energischen Ankündigung habe ich die Nummer nicht gelöscht.
Genau eine Woche habe ich es ausgehalten. Dann siegte der Unterleib über das bessere Wissen.
Nothing but a Gigolo
4. Die Offensive
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Nothing but a Gigolo
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