Nothing but a Gigolo

4. Die Offensive

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Nothing but a Gigolo

Nothing but a Gigolo

Desdemona

Ich höre die CD, die Alain mir zum Abschied geschenkt hat, berausche mich am Klang der hohen, klaren Stimme von Aretha Chaplin. Versuche die kostbaren, weil kurzen Momente der Leidenschaft zwischen mir und Alain einzufangen, versuche mich zu erinnern. Die Oktaven bohren sich in meine Gehörgänge, dringen tief in meine Seele. Oh Alain, wie sehr vermisse ich deinen vertrauten, glatten Körper, deine liebevolle Umarmung, deine sanften Liebkosungen. Wenn sich die Stimme aus den Lautsprecherboxen zum hohen C hochschraubt ist es fast, als könne ich deine Zunge auf meiner Haut spüren.
Wir waren uns vor fünf Jahren zum ersten Mal begegnet. Alain galt als Schönling. Zweifelsohne war er ein attraktiver Mann, aber ich fand schon damals nicht, dass er überdurchschnittlich schön war. Er erschien auf gewisse Weise unnahbar. Ihn umwehte der Nimbus, ein umtriebiger Typ und Frauenheld zu sein. Nun, das glaubte ich seinem Auftritt nach zu urteilen gern. Stets seriös gekleidet mit Jackett und Krawatte kam er immer in großen Limousinen vorgefahren. Der Ring im Ohr bildete einen eigenartigen Kontrast hierzu (mit dem Goldkettchen um den Hals machte ich erst viel später Bekanntschaft...)
Wir hatten etwa zwei, drei mal im Jahr geschäftlich Kontakt. Darüber hinaus verschwendete ich keinen Gedanken an ihn. Später sahen wir uns öfter.
So kam es, dass ich die geschäftlichen Beziehungen zu Alain ausnutzte, um heftig mit ihm zu flirten. Ich sah in ihm eine Frauentrophäe, jemanden der leicht zu haben ist und an den man dennoch keine Verpflichtungen hat. Er erwiderte den Flirt. Schritt für Schritt tastete ich mich vor. Alain zog mit – ich ging den nächsten Schritt. Wir hatten uns bereits für einen der nächsten Abende zum Essen verabredet. Uns beiden war klar, worin die Nachspeise bestehen würde. Dann ergab sich unverhofft vorher eine Gelegenheit. Er rief mich an, weil wir dringend eine Finanztransaktion besprechen mussten. Wir hatten an diesem Tag im Büro auf den Geburtstag der Sekretärin angestoßen.
Ich ließ die angefangene Flasche Sekt wie zufällig stehen, die benutzten Gläser stellte ich beiseite. Kurze Zeit später klingelte es. Das Büropersonal hatte sich bereits auf den Heimweg gemacht. Er fing selbst an: „Und, trinken wir ein Gläschen?„ Ich holte neue Gläser. Schon während der geschäftlichen Besprechung drängte ich mich gefährlich in seinen Sicherheitsabstand. Unsere Knie berührten sich mehrmals. Schließlich war alles dienstliche besprochen. Wir unterhielten uns privat weiter. Als die Sektflasche leer war, meinte er: „Mist, ich hätte eigentlich eine Zweite mitbringen können.„ Darauf ich: „Ich hab noch eine. Aber die trinken wir in meiner Wohnung.„
Nach dem Knallen des Sektkorkens hielten wir uns nicht mehr lange mit Reden auf. Ich hatte Kerzen angezündet und in der Anlage lief eine nette Kuschel CD. Ich legte meine Arme um seinen Hals und begann ihn zu küssen. Wie ich es erwartet hatte, hat Alain kein einziges Haar auf der Brust. Vollkommen glatt. Er wirkt bereits im Gesicht irgendwie glatt. Als wir beim Slip angekommen waren, zeigte sich, dass Mister Deron seinen Dreitagebart unten hat. Alles abrasiert und da, wo normalerweise rhombusförmig das Schamhaar wuchert auf drei Millimeter zurück gestutzt. Alain ist ein einfallsreicher und ausdauernder Liebhaber. Langsam und genüsslich küsste und schleckte er sich von oben nach unten.

Eine Woche später gingen wir essen. Es stellte sich heraus, dass er ein netter Kerl war, mit dem man sich ganz gut unterhalten konnte, ganz anders, als seine unnahbare Fassade vermuten liess. Ich war mir nicht sicher, ob er anschließend mit zu mir kommen würde, oder ob er die Sache als einmaliges Abenteuer sah. Aber er hatte sogar eine Flasche Champagner dabei – Veuve Cliquot.
Inspiriert von seinem Dreitagebart hatte ich mir ebenfalls den Kurzhaarschnitt verpasst. Seitlich und unten alles abrasiert und das kleine Dreieck in Dreimillimeter. Die Frisur begeisterte ihn sichtlich, er dankte es mir mit ausgiebigen oralen Spielen. Hierin war er ein wahrer Weltmeister. Er knabberte und schleckte sich millimeterweise an den Innenseiten der Schenkel nach oben, dann auf der anderen Seite, dasselbe noch einmal von vorn, über die Genitalien. Ehe er zur Klitoris kam, war ich halb wahnsinnig vor Verlangen. Seine Behandlungen verursachten mir solche starken Lustgefühle, dass es schmerzte. In einer Woge von Glückseeligkeit und Erfüllung dümpelte ich im Nirvana dahin. Er hatte das besondere Talent, den richtigen Zeitpunkt abzupassen und nach der unmittelbaren Explosion zart so lange weiter zu machen, bis die letzte Woge abgeebbt war. Wenn ich dann entspannt und mit pulsierenden Adern da lag, kam er nach oben um mich in die Arme zu nehmen. So lagen wir da, ineinander verknotet und küssten uns, bis ich mich wieder erholt hatte.
Dann begann er auf mir liegend, sich an meinem Körper zu reiben, an meiner feuchten Mulde entlang zu gleiten, bis er schließlich im Zeitlupentempo in mich hineingleitete. Sein bestes Stück hatte die richtige Größe für mich, er füllte mich voll aus ohne mir weh zu tun. Er bewegte sich langsam und genießerisch. Der Sex mit ihm war so angenehm und so entspannend wie ein Besuch im Wellnessbad. Schon beim dritten Mal war es total kuschelig und vertraut. So als würden wir schon ewig miteinander schlafen.
Unsere wöchentlichen Stelldicheins in meiner Wohnung liefen immer nach dem gleichen Schema ab. Bei Kerzenlicht und Musik liebten wir uns, erzählten uns dann gegenseitig Geschichten aus unserem Leben und schmusten ein bisschen, tranken Champagner und aßen Käsewürfel und Weintrauben, liebten uns dann noch einmal. Beim ersten Treffen hatten wir eher zufällig unsere gemeinsame Leidenschaft für klassische Musik entdeckt. Eine der eilig in den Wechsler geworfenen CD´s war „Kuschel-Classics„. Eine Vorliebe für so feinsinnige Angelegenheiten wie Arien hätte ich dem smarten Alain nicht zugetraut. Nun ja, seither vögelten wir eben zur Carmina Burana und ähnlichem.
Wir erzählten einander auch Highlights aus unserem Sexualleben, von verflossenen Lieben, vergangenen Leidenschaften und heißen Spielen mit früheren Partnern. Es war witzig herauszufinden, wer von uns beiden die aufregenderen Erlebnisse hatte. Spätestens gegen eins fuhr Alain nach Hause. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er ins Bad um sich zu kämmen. Wenn er zurück kam zerwuschelte ich ihm jedes Mal beim Abschiedskuss das Haar, woraufhin er sich erneut kämmte. Mit Mühe unterdrückte ich mein Verlangen, ihm erneut das Haar zu zerwühlen.
Einmal hatte ich ihm eine Mail auf sein Handy geschickt: „Hättest du Lust, ein bisschen mit mir in meiner Dreiecksbadewanne zu planschen ?„ Hinterher rubbelten uns gegenseitig trocken und massierten uns später im Wohnzimmer mit Mandelblütenöl ein. Dazu lief eine CD namens „Kamasutra„ mit indischen Suitarklängen. Die Melodien hatten die Wirkung, dass man stundenlang nur so vor sich hin vögeln konnte, ohne die Erregung nennenswert zu steigern, einfach nur, um die Spannung auf einem gewissen Level zu halten.
Alain beschäftigte meine Gedanken. Auch wenn wir uns nicht sahen, heizte er meine Fantasie an. Ich stand im Supermarkt und sah die Dose mit der Sprühsahne. Ich zückte das Handy und tippte ihm eine SMS: „Habe gerade Schokosprühsahne gekauft. Rate mal was ich bei unserem nächsten Date damit anstellen werde...„ Wir trafen uns wie üblich in meiner Wohnung. Es wurde eine reine Orgie. Ein Schlammcatchen der anderen Art. Zuerst sprühte ich zaghaft einen kleinen Klecks und leckte ihn behutsam mit der Zungenspitze ab. Danach sprühte ich eine kleine Linie, die ich vor dem Ablecken mit dem Finger ein wenig verteilte. Dann breitete Alain das Badetuch unter uns aus und ich sprühte eine richtige „Straße„ und verteilte die Sahne mit beiden Händen über seinen weißen glatten Körper. Es war fantastisch. Wir rieben uns gegenseitig mit beiden Händen von oben bis unten mit der süßen klebrigen Masse ein, leckten uns ab, rieben unsere glänzenden nassen Körper aneinander.
Manchmal ließen wir zwischendurch eine Woche aus, um schärfer aufeinander zu sein, manchmal trafen wir uns zwischen den wöchentlichen Stelldicheins zusätzlich auf einen Quicky, z.B. im Auto zwischen zwei Geschäftsterminen. Einmal verabredeten wir uns in einem Kaufhaus, um in der Umkleidekabine der Herrenabteilung eine schnelle Nummer im Stehen zu schieben.

Irgendwann war es passiert. Ich hatte zugelassen, dass dieser Mann nicht nur meine Vagina, sondern auch meine Seele ausfüllte, hatte mich mit dem eigenartigen, alles zersetzenden Virus infiziert, der eine Sehnsucht entfacht nach immer mehr und mehr. Eine Sehnsucht, die nie zu stillen ist.
Schließlich hatte Alain Geburtstag. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, mit welchem Geschenk ich mich unauslöschlich in sein Hirn brennen könnte. Wenn ich an Schaufenstern vorbei ging, prüfte ich die Auslagen auf geeignete Objekte. Heiße Unterwäsche wäre gut, aber mir gefiel der Gedanke nicht, dass die beim Liebesspiel mit anderen Frauen zum Einsatz kommen würde. Ein Goldkettchen könnte seinen Geschmack treffen, das allerdings wäre gemessen an der Art unserer Beziehung finanziell unangebracht. Ich entschied mich für eine CD mit berühmten klassischen Melodien, die dank Werbespots zu neuer Popularität gelangt waren und das Kostolany-Buch: „Die Kunst, über Geld nachzudenken„. Ich schrieb ihm eine Widmung auf die Innenseite des Pappeinbandes: „Liebster Alain ! Erst wollte ich dir heiße Unterwäsche schenken, aber der Gedanke, dass nicht ich es sein werde, die sie dir auszieht, hat mich davon abgehalten. Ich hoffe, du findest Gefallen an der Lektüre dieses Büchleins. Lies es, wenn ich fort bin und denke hin und wieder an mich, denn die Zeit mit dir war schön.„
Die Mailerei per Handy steigerte sich. Einmal war ich eine Woche in einer anderen Stadt. Wir vögelten per SMS miteinander. Ich konnte kaum so schnell die Buchstaben tippen, wie unsere gegenseitigen Fantasien unsere Erregung steigerten. Ich schrieb ihm: „Die nachwachsenden Härchen pieksen beim Gehen. Die vorwitzigsten haben schon 3 mm. Ich lasse sie wachsen bis zu unserem nächsten Date. Dann kannst du sie mir abrasieren.„ Er war begeistert. Die Umsetzung dieser Sexfantasie in die Tat war eine prickelnd erotische Angelegenheit.
Wenn ich mich nachts allein in meine Seidenbettwäsche kuschelte, dachte ich an Alains Umarmungen. Nachdem ich morgens aufgewacht war stellte ich mir vor, jetzt zu ihm herüber zu
rollen und ihn im halbwachen Zustand, die nachtwarmen Körper aneinander reibend, zu lieben. Oh ja, ich wollte mit ihm vögeln bis zum Armageddon, jeden Zentimeter seiner weichen Haut abschlecken, seinen harten Schwanz zwischen meine Lippen schieben, bis er vor Entzücken stöhnt. Alain machte nie Geräusche beim Sex, maximal ein kleines aahhh im Moment höchster Wonne. Ich war im Paradies. Ich schrieb einen Liebesbrief an ihn:

„Liebster Alain !
Vielleicht sollte ich dir dies hier lieber nicht geben, aber egal, ich wollte es zumindest mal aufschreiben. In den letzten fünf, sechs Wochen ist eine Veränderung in mir vorgega
gen. Angefangen hat es glaub ich, mit der heißen Mailerei ... Nach und nach habe ich gemerkt, dass mein Herz hüpft, wenn mir das Piepsen meines Handys anzeigt, dass eine neue Nachricht von dir da ist. Dass ich mir abends beim Einschlafen und morgens beim Aufstehen gewünscht habe, du wärst da und ich könnte mich an dich kuscheln. Und dass ich morgens nach dem Aufwachen mit dir Liebe machen könnte...„

Natürlich habe ich ihm den Brief nie gegeben. Statt dessen tippte ich in mein Handy: „ Weißt du, dass ich dich richtig gern mag ?„ Im Display erschien: „Kurzmitteilung gesendet„ Ein schrilles „piep piep„ verkündete mir seine Antwort: „Ich mag jede Stunde mit dir.„ Die schriftliche Kommunikation machte es leichter. Wenn wir zusammen waren, war zuviel Unausgesprochenes zwischen uns. Mit belanglosem Geplauder versuchten wir statt dessen, während unsere nackten Körper vom flackernden Kerzenlicht warm beleuchtet wurden, das Unaussprechliche zu überbrücken. Unsere Umarmungen wurden inniger, gefühlsbetonter.
Wir hatten nicht mehr viel Zeit. In vierzehn Tagen würde ich die Stadt für immer verlassen. An unserem letzten gemeinsamen Abend brachte er mir die CD von Aretha Shaplin mit. Wir umarmten uns lange. Während er mich fest hielt, flüsterte er mir ins Ohr: „Jetzt wird nicht geheult.„ Ich flüsterte zurück: „Ich heule nicht.„ In diesem Moment war mir klar, dass es kein Morgen geben wird. Ich registrierte es ohne Trauer. Es war schön, aber bald wird es nur mehr Erinnerung sein. Über eine Distanz von 300m km eine Verbindung aufrecht zu erhalten, die bis dato nur aus dem Ausleben sexueller Obsessionen bestanden hatte, machte keinen Sinn. Dieser Abschied war ein leb wohl.

Bevor ich mein neues Leben in der fremden Stadt begann, gönnte ich mir einen Urlaub im sonnigen Süden. Noch vom Flughafen mailte ich Alain: „Morgen 10.26 Uhr Gran Canaria. Sonne, Sonne, Sonne.„ Euphorisch empfing ich sein Piepsen: „Du hast es dir verdient. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub und vergiß die Kondome nicht.„
Auf Gran Canaria versuchte ich, mir über meine Gefühle für Alain klar zu werden. War da mehr zwischen uns als pure Geilheit ? Gab es für uns beide eine Chance, im bekleideten Zustand außerhalb des Lotterlagers einen gemeinsamen Nenner zu finden ? Ich wußte es nicht. Ich wußte nicht einmal, ob ich das überhaupt wollte. Es gelang mir nicht, mir über meine Gefühle für diesen Mann klar zu werden. Dafür gelang es mir zu handeln. Ich tippte in mein Handy: „Ich vermisse deine weiche Haut...„ Prompt kam retour: „Ich vermisse deine warme, feuchte Grotte.„ Bald waren wir mailtechnisch gesehen beim Status Quo angekommen. An zwei, drei Tagen in der Woche schickten wir heiße Sexfantasien, zärtliche Grüße und liebe Wünsche über den unsichtbaren Daten-Highway.
Aber die Sehnsucht war unstillbar, verlangte nach mehr. Also fasste ich mir ein Herz und beschloss herauszufinden, ob wir uns auch angezogen etwas zu sagen hatten. „Bitte komm her. Ich habe am Wochenende die Wohnung für mich allein.„ Seine Antwort fiel zögerlich aus: „Muss erst mal sehen, ob es in meinen Plan passt.„ Zwei Stunden später ich: „Und ???„ Darauf er: „Habe noch keinen Plan. Muß ja nächste Woche nach Dortmund.„ Dann ich wütend und enttäuscht: „Okay, schon gut. Vergiss es einfach. War eine blöde Idee. Ich lösche jetzt deine Nummer aus dem Speicher. Ist wohl besser so. Leb wohl!„ Er nüchtern: „Deine Entscheidung.„ Entgegen meiner energischen Ankündigung habe ich die Nummer nicht gelöscht.
Genau eine Woche habe ich es ausgehalten. Dann siegte der Unterleib über das bessere Wissen. „Vermisst du meine Magna cum laude Pussi schon ?„ Zurück kam: "Ich kriege dich auch nicht aus dem Kopf ... Ich hätte deine Nummer nicht gelöscht. Dafür war es viel zu schön.„ Ich ergriff den Strohhalm: „Ja viel zu schön. Ich habe auf diesem Schlachtfeld schon einiges erlebt, daher weiss ich, dass einem sowas nicht so oft passiert im Leben.„ ... Später er: „Es geht aber nicht um Mut. Du hast neue Pläne, genau wie ich. Aber schauen wir mal, was die Zeit bringt.„ Ich: „Vom schauen werde ich nicht satt. Ich brauche Körperkontakt.„ Er: „Ich verstehe dich. Mir geht es ja genauso.„ Gut, dachte ich mir, lassen wir ihn schmoren. Nach etwa zwanzig Minuten setzte er nach: „Ich meine, zu deinem Körper.„ Ich schrieb zurück: „Dann spring über deinen Schatten und komm her. Es ist leichter als du denkst.„ Noch immer konnten wir das Unaussprechliche zwischen uns nur per SMS angehen. Dennoch schlief ich an diesem Abend seelig ein.
Dann herrschte wieder ein paar Tage Funkstille. Erneut war ich es, die Öl ins Feuer goß. „Du willst mich, ich will dich. Geld spielt keine Rolle. Lass uns etwas Verrücktes tun. Treffen wir uns heute Abend in Frankfurt und nehmen ein Hotelzimmer.„ Er machte einen halben Rückzieher: „Kann heute Abend leider nicht, habe einen unaufschiebbaren Termin. Morgen vielleicht.„ Dann war er es, der sich meldete. Diesmal nicht per SMS, sondern selbst am Telefon.
Kurz nach 19 Uhr lenkte ich meinen Sportwagen neben seine Limousine auf den Hotelparkplatz. Durch die Autoscheiben grinsten wir uns an wie Kinder, die im Supermarkt Schokolode geklaut hatten. Wir standen uns gegenüber. Ich war mir nicht sicher, ob es ihm vielleicht unangenehm wäre, in der Öffentlichkeit von mir umarmt und geküsst zu werden. Nach einem kurzen Moment des Zögerns begrüßten wir uns mit einem Zungenkuss. Plötzlich war wieder das Unaussprechliche zwischen uns, dass uns dazu zwang, statt dessen Belanglosigkeiten auszutauschen.
Das Hotelzimmer war klein, zwischen Bett und Schrank war kaum Platz, um einander unter wildem Knutschen die Klamotten vom Leib zu reißen. Das Telefon schrillte. Der Roomservice fragte an, um wieviel Uhr wir das Frühstück haben wollten. Da Alain kein Gepäck dabei hatte war mir klar, dass er nicht bis morgens bleiben würde. Ich orderte mein Frühstück für 9 Uhr. Als wir nackt voreinander standen, schlug ich vor zu duschen. Ich war direkt vom Büro hier her gefahren. Wir seiften gegenseitig unsere Leiber ein. Meine Brüste wurden hart, während Alains Finger meine steifen Nippel umkreisten, wurde meine Möse von derartigen Wonnegewittern erschauert, dass es schmerzte. Ich drohte jeden Moment zu explodieren. Meine Klitoris war zur Größe eines Kirschkerns angeschwollen. Wir rubbelten uns trocken und plumpsten miteinander auf das Bett. Meine Erregung entlud sich mit einem riesigen Donnern. Ich hatte beinahe vergessen, wie herrlich groß und stramm sein Schwanz war. Nachdem er langsam in mich hineingeglitten war und gleichmäßig unter kreisenden Bewegungen zu stoßen begann, glaubte ich, im Paradies zu sein, die immer währende Seeligkeit zum Greifen nahe. Auch er schien in der Zwischenzeit keine andere Partnerin gehabt zu haben, bereits nach wenigen Stößen entlud sich der Saft. Erlöst lagen wir da, die Körper aneinander gepresst.
Alain hatte eine Flasche Champagner dabei. Im Zimmer gab es nicht einmal eine Minibar. Wir tranken aus den Zahnputzgläsern. Selbst das Licht der Nachttischlampe war grell und es gab auch keine Musik. Wir erzählten einander, was jedem von uns in der Zwischenzeit in seiner Welt, die sich nun nicht mehr mit der des anderen kreuzte, widerfahren war. Wieder drohte sich das Unaussprechliche im Raum auszubreiten. Ich wagte einen ersten Vorstoß: „Eigentlich wollte ich Ostern nach London fliegen. Ich hätte dir beinahe eine Mail geschickt, ob du Lust hättest mich zu begleiten.„ Und sofort hinterher, meine eigenen Worte relativierend: „Aber du wärst sowieso nicht mitgekommen, stimmts ?„ Alain bestätigte: „Richtig.„ Die Enttäuschung durchzuckte meine Gesichtsszüge. Diesmal war ich es, die sich in belanglose Plauderei flüchtete, um die peinliche Situation zu überspielen um die Stimmung nicht gefrieren zu lassen. Dann widmete ich mich erst mal seinem Körper. Diesmal nahmen wir uns sehr viel Zeit für unser Liebesspiel. Danach überfiel mich bleierne Müdigkeit. Wie sehr wünschte ich mir, jetzt an Alain gekuschelt langsam dahinzudämmern.
Das Unaussprechliche, das sich wie ein dunkler, böser Schatten über uns auszubreiten schien, liess mir keine Wahl. Ich mußte es ans Licht zerren, mußte um jeden Preis eine Entscheidung herbeiführen. Auch Alain wusste, dass eine Aussprache unvermeidlich sein würde. Also begann ich zaghaft: „Ich kann keine losen Enden haben. Ich muss immer den Dingen auf den Grund gehen.„ Langsam redete ich mich in Rage. Ich forderte ihn heraus, wollte wissen, wie er zu mir steht. Alain machte mir schmerzhaft klar, dass mehr als das, was war, zwischen uns nicht laufen würde. Ich versuchte einen letzten Strohhalm: „Ich hatte nicht vor, dir einen Heiratsantrag zu machen bzw. in Mosheim Hand in Hand mit dir über den Marktplatz zu spazieren.„ Er erwiderte: Das ist mir schon klar.„ Meinte, er wolle sich in der nächsten Zeit ganz auf seinen neuen Job konzentrieren und nach mehr stünde ihm im Moment nicht der Sinn.
Diesmal war ich es die sagte: „Deine Entscheidung, Baby.„ Ich tat cool. Beteuerte, dass das völlig in Ordnung sei und ich kein Problem damit hätte. Ich hätte ja nur wissen wollen, woran ich bin, weil unsere heiße Mailerei dazu geführt hatte, dass der Gedanke an ihn in meinem Kopf zu groß geworden war. Die Enttäuschung brannte mir im Gesicht. Statt dessen sagte ich, so ungerührt es mir möglich war: „Okay, alles klar. Ich wollte es ja nur wissen. Dann ist es das Beste, wenn wir die Sache hier und jetzt beenden. Denn so hat das keinen Mehrwert.„ In seinem Beisein löschte ich die beiden Telefonnummern, die ich von ihm hatte, aus dem Speicher meines Handys. Dann löschte ich alle seine Mails aus dem Eingangskorb. Verdammt, waren ganz schön viele. In den Wochen unserer wilden Mailerei hatte mein Handy ständig Speicherüberlauf. Ich konnte jeweils nur die schönsten, heißesten, wildesten Beteuerungen stehen lassen. Zuletzt löschte ich seine Anrufe aus der Liste, damit ich ja nicht in Versuchung geriet, mich wieder bei ihm zu melden.
Alain tat das Good Bye cool ab. Wir brachten es fertig, nach dieser Klärung der Fronten nackt auf dem Bett liegend weiter über Belanglosigkeiten zu plaudern. Das war mir nun doch zu heftig. Nachdem das etwa eine viertel Stunde so gegangen war, sagte ich zu Alain: „Es ist besser, wenn du jetzt gehst.„ Er zog sich an. Als er fertig war, kämmte er sich wie üblich vor dem Spiegel. Diesmal geriet ich nicht in Versuchung, ihm das Haar zu zerwühlen. Ich wusste, dass dies ein Abschied für immer war. Bevor er das Zimmer verließ, umarmten wir uns ein letztes Mal.
Ein paar Tage kämpfte ich mit dem Gedanken, Alain anzurufen. Seine Nummer wieder zu beschaffen wäre nicht schwer gewesen. Schließlich siegte die Vernunft. Was hätte das bringen sollen ? Langsam wird die Erinnerung an seinen Körper verblassen, dass Bild im Kopf wird kleiner und kleiner werden. Ich kann schon wieder an den Rändern daran vorbeischauen und andere Männer erkennen.
Die Stimme von Aretha Shaplin hebt zu einem letzten Seufzer an. Dann fährt der CD-Player mit einem kleinen Klack in die Stand by Position zurück. Ach ja, und die Härchen sind inzwischen soweit nachgewachsen, dass es nicht mehr piekst beim Gehen.

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