Es schien nicht das erste Mal zu sein, dass es im Hochstuhl schlief. Doch nun war es aufgewacht, hatte Hunger und rief lautstark „Mama, Brot essen wollen“. Damit war der Zauberbann gebrochen und die seltsam angespannte, erotisierte Atmosphäre fort geweht. Doch alle drei waren nicht nur mit dem Geschehenen zufrieden, sondern geradezu glücklich. Das Glück der jungen Frau wurde nur ein wenig dadurch getrübt, dass sie nicht soviel Geld bekam, wie sie sich erhofft hatte. Aber er versicherte ihr, dass er nicht mehr dabei habe und zeigte ihr zum Beweis sein leeres Portemonnaie. Nach einigem Grummeln nahm sie das, was er ihr hinhielt. Als er nun schon zum zweiten Mal an diesem Nachmittag dem Kind zum Abschied über den Kopf strich, zögerte er einen Moment und war versucht, noch ein paar Aufnahmen von dem vernachlässigten, doch trotzdem freudig winkenden Mädchen zu machen. Aber es ging nicht mehr, alle Speicherkarten waren voll und auch der Reserveakku war leer. Im Treppenhaus reichte ihm die junge Frau nicht nur die Hand sondern umarmte ihn und drückte ihm sogar einen Kuss auf die Wange. „Danke für diesen Nachmittag, es war einer der schönsten und spannendsten in meinem ganzen Leben“ und, fügte sie hinzu „weißt du, was ich ganz prima fand? Dass du nicht versucht hast, mich anzumachen und mich zu begrabschen, dass du nur diese tollen Bilder gemacht hast“.
Auch er fand die Bilder „toll“, als er sie daheim am Computer bearbeitete. Es waren naturgemäß die letzten Bilder, die außergewöhnlich waren, spannungsreich und emotional, kurzum höchst anregend und geradezu gefährlich aufregend. Er würde es sich gut überlegen müssen, was er mit ihnen anfangen sollte, ja er fragte sich, ob er sie überhaupt veröffentlichen sollte. Sie waren so realistisch, dass ihm niemand abnehmen würde, dass die Situation nur gestellt und die Vergewaltigung gespielt sei.
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