Am anziehendsten und auffälligsten waren jedoch ihre üppigen, dunklen Haarlocken und ihr Gesicht, das er trotz der Entfernung deutlich betrachten konnte. Obwohl, nein, weil dieses Gesicht nicht besonders hübsch war, faszinierte es ihn. Ein ausdrucksstarkes Gesicht von herber Schönheit, die sich nicht gleich beim ersten Anblick erschloss. Ein Gesicht, das ihn an einen Filmstar aus seiner Jugend erinnerte, dessen Name ihm jedoch nicht einfiel. Jedenfalls war es keines dieser öden Beautygesichter, die auf der Titelseite mancher Illustrierten prangten, keine zu Tode geschminkte Maske eines Douglasfilialengirls. Er fand es äußerst fotogen und je länger er es betrachtete, desto mehr wünschte er, eine Fotoserie von der jungen Frau zu machen. Doch als er sich endlich aufraffte und das Teleobjektiv aus dem Rucksack kramte, stand sie auf, trat an den Rand des Sandkastens und rief dem Kind zu „Komm, Schatz, wir müssen jetzt gehen“. Aber das Kind wollte nicht, es wollte sein Kuchenbacken, sein Schaufeln und Sieben nicht abbrechen. Trotzig blieb es im Sand sitzen und als die Mutter ihre Aufforderung mehrfach bekräftigte und dabei immer lauter wurde, fing es an zu plärren. Schließlich stapfte sie unwirsch durch den Sand, hob das schreiende, strampelnde, um sich schlagende Wesen hoch, trug es zum Kinderwagen und setzte es mit Schwung auf den Sitz, so wie man einen schweren Sack abwirft. Sie war sichtlich genervt und schimpfte. „Wir gehen, basta. Hör sofort auf zu schreien, sonst kommst du gleich ins Bett. Kapiert?“ Die Drohung wirkte, das Geheul ging in ein unregelmäßiges Schluchzen und Schniefen über. Die Frau beruhigte sich, aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war ihre Stimmung auf den Nullpunkt abgesackt und die Gelegenheit für einige nette Foto wohl dahin. Doch als sie mit dem Kinderwagen auf seine Bank zukam, stand er zu seinem eigenen Erstaunen auf, lächelte sie an, hob die Kamera etwas in die Höhe und fragte, ob er ein Bild machen dürfe.
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