Nur gegen Bezahlung

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Nur gegen Bezahlung

Nur gegen Bezahlung

Yupag Chinasky

„Dabei habe ich doch selbst nicht viel Geld. Nur das Kindergeld und das bisschen, was ich beim Kellnern verdiene. Mittwochs und sonntags arbeite ich als Bedienung im Paulaner Bräuhaus. Du kennst das doch? Ich schaffe von elf in der Früh bis Mitternacht. Das Gehalt ist mickrig. Ohne Trinkgeld würde sich das nie lohnen. Zum Glück bekomme ich ganz ordentlich Trinkgeld, aber nur von den Männern“ sie lachte „die Frauen geben nichts, sie sind eifersüchtig, weil ihre Männer so auf mich abfahren. Wenn ich auf Arbeit bin, lasse ich die Kleine über Nacht bei der Oma. Ich könnte ja auch ganz zu meiner Mama ziehen, das wäre billiger, ich könnte die Miete hier sparen, aber das will ich auf keinen Fall. Die will immer so viel wissen, fragt mich ständig aus und will mir vorschreiben, was ich tun soll. Meine Freiheit gebe ich nie mehr auf, nie mehr.“ Zur Bekräftigung schlug sie mit der flachen Hand laut auf die Tischplatte. Die Kleine in ihrem Hochstuhl fuhr erschrocken auf. Sie strich ihr beruhigend über die Haare und trank einen Schluck Kaffee. Dann lamentierte sie über die hohen Preise „obwohl ich immer nur zu Aldi gehe“, die teure Miete „eigentlich ist die Sozialwohnung nicht teuer, aber die Nebenkosten, Strom, Müllabfuhr, all der Scheiß“, stöhnte über die Schwierigkeiten, an chice Kleidung zu kommen, „wenn man anständig aussehen will, brauche man auch anständige Klamotten“ und "ich kaufe nur in Second-Hand-Shops und auf dem Flohmarkt, da findet man auch tolle Sachen" sowie über das Geld, das sie für Schönheitspflege ausgab „einmal in der Woche kommt eine Bekannte, eine gelernte Friseuse, die macht es schwarz, will aber auch Geld und wenn ich meine Haare mal eine Woche nicht machen lasse, sehe ich grauenvoll aus.“ Ihr Resümee: „Ich kann doch nicht in Sack und Asche herumlaufen. Wer guckt mich dann noch an?

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