“ Schließlich endete sie resigniert mit der Klage, dass sie sich nichts leisten könne und wegen dem Kind immer zu hause bleiben müsse und nirgends hin könne, bloß in den Park und auf den Spielplatz, immer nur Spielplatz und Park, und das jeden Tag, immer dasselbe. Die einzige Abwechslung sei die Glotze und deswegen habe sie sich auch ein neues Gerät gekauft, obwohl sie sich eigentlich nicht leisten könne. Doch heute sei ein guter Tag. Sein Auftauchen und der Wunsch, sie zu fotografieren, sei eine hochwillkommene Abwechslung in dem langweiligen Alltag und das Schönste sei, dass sie dafür sogar noch Geld bekam.
Sie lachte und schien endlich ihren Frust abgeladen zu haben. Der Kaffee war ausgetrunken und sie kündigte an, sich jetzt für die Aufnahmen schminken zu wollen. Sie kramte aus ihrer Handtasche einen Kamm, Lippenstift und einige Döschen und Tuben hervor und ging in das winzige Bad. Mit lauter Stimme rief sie „Weißt, du, so richtig schön fotografiert werden, so richtig schöne große tolle Starbilder von mir, das habe ich schon immer gewollt. Aber leider hat das noch nie geklappt, ich hab noch nie jemand getroffen, der das fer Umme gemacht hätte und Geld für Studioaufnahmen habe ich keins. Ich wäre liebend gern Fotomodell, das war schon immer mein Traum, weißt du, schon als Kind. Ich schau mir alle Castingshows im Fernsehen an. Einmal bei Germany’s next Topmodel aufzutreten, das wäre was.“ Sie kam wieder in die Küche und er begutachtete ihr Werk: den dezenten Lidschatten, das tiefschwarze Kajal, das frische Rouge auf den Wangen. Sie besaß sichtlich Übung und Geschmack. Nur beim Lippenstift wunderte er sich, fand das Ergebnis aber ganz gut. Sie hatte ihre etwas zu schmalen Lippen betont auffällig mit blutroter Farbe nachgezogen. Das gab ihr ein laszives, leicht ordinäres Aussehen und sie wirkte noch eine Spur vulgärer.
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